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05.04.2024
Perspektive wechseln

Vor kurzem hatte ich ein bewegendes Beerdigungsgespräch. Ich kam zu der Witwe nach Hause.
Wir saßen mit Blick in den großen Garten hinter dem Haus.
Ihr Mann war gestorben nach langer Krankheit.
Beide, sie und ihr Mann waren vor langer Zeit Studenten meines Vaters.
Für mich immer sehr berührend, wenn mir Menschen begegnen, die sich dankbar an meinen Vater erinnern.
Garten und Landschaftsgestalter mit viel Liebe zur Natur.
Mitten in ihrem umwerfend schönen Garten steht ein großer Gingko, selbst gezogen.
„Sein Anblick tröstet mich“, sagte sie.
Seine kahlen Zweige strahlten in der Abendsonne.
„Schauen sie mal genau hin“
Dann sah ich es auch, seine Spitze - ein Kreuz, ein richtiges Kreuz.
Wir schwiegen einen Moment.
„Das hat unser Gingko nicht“, sage ich, „ihn haben uns unsere Kinder zur Silberhochzeit geschenkt.“
Tage nach dem Gespräch entdecke ich, als ich unseren Gingko aus einer völlig anderen Perspektive betrachte. Er hat es doch, dieses Kreuz.
Ich habe es bloß aus meiner täglichen Perspektive nie gesehen.
Jetzt tröstet mich im Winter dieses Kreuz aus Zweigen an der Spitze des Gingkos auch.

Es lohnt sich wirklich, Perspektiven zu ändern und die Dinge einfach mal von einer anderen Seite aus zu betrachten.

Meint

Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg


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