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09.11.2018
Pogromgedenken

Heute erinnern wir uns an den 09. November 1938. Deutschlandweit brannten Synagogen. Auch in Halle.

Bis zu diesem Tag konnten Menschen hier am Großen Berlin, in der Nähe der Franckeschen Stiftungen, beten, auf Gottes Wort hören, ihre Lieder singen, Glaubensgeschwister treffen.

Bis die braunen Horden kommen. Vor meinem inneren Auge sehe ich sie: Wie sie die Türen aufbrechen, Mobiliar zerschlagen, Gerätschaften heraustragen. Mein Herz pocht. Rauchwolken steigen auf. Funken sprühen. Fauchend zieht der Feuerstrom durch die Fenster. Thorarollen bäumen sich auf, das heilige Wort brennt, brennt, wird zur Asche, bleibt als Glut.

Mensch, wo bist du? Der du dieser Gewalt Einhalt gebieten kannst?

262 Jüdinnen und Juden aus Halle werden in diesen Jahren ermordet: in Auschwitz, Buchenwald, Theresienstadt.

Mensch, wo bist du? Möchte ich rufen. Hörst du nicht das Weinen im bleiernen Schatten der Nacht? Warum, Mensch, lässt du Gott so machtlos sein? Längst verdunkelt ist die Sonne seiner Gerechtigkeit.

Wir werden heute, 80 Jahre danach, am Großen Berlin stehen und uns erinnern.

Und an alle Jüdinnen und Juden denken, die bis heute leiden – gerade wieder bei dem Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh. Gott erbarme dich ihrer. Und aller die trauern!

Wir wollen wachsam bleiben. Auch bei uns. Und mutig sein.

Meint Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle

 


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