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04.05.2021
Reden ist Gold

In der Reha-Klinik sitzen wir in der Therapiegruppe zusammen. Es geht ans Eingemachte.
Thomas erzählt stockend, wie ihn seine halbwüchsige Tochter immer wieder an den Rand bringt.
Wie sie nach einem schönen gemeinsam verbrachten Nachmittag anfängt zu meckern über dies und das.
Und er weiß, heute Abend wird es wieder eskalieren. Er merkt, wie sich die Stimmung hochschaukelt, wie die Tochter einfach nicht aufhört zu provozieren.
Thomas erzählt, ringt mit den Tränen hinter der Maske. Er will ihr gegenüber nicht reagieren, wie er es selbst als Kind erfahren hat.
Keine Gewalt. Aber wohin mit der Wut und der Ohnmacht? Er kann nur weglaufen.
Er hat auch schon mal anderes im Sinn gehabt...
Aber nein, das nicht. Nur raus, raus, weg. Alle in der Runde schweigen. Alle spüren seine Not und: wie sehr er sein Kind liebt.
Das war ein sehr besonderer Moment für uns. Unsere Verbindung untereinander, dasgegenseitige Verständnis.... mir war, als sei Gott mit im Raum.
Etwas später im Gespräch die vorsichtige Idee – vielleicht kann er seiner Tochter mal sagen, was sie in ihm auslöst.
Vielleicht kann er sich ihr zeigen mit seiner Ohnmacht. Ein kleiner Lichtblick.
Mal etwas aussprechen können. Nicht allein bleiben mit dem, was quält.
Sich etwas von der Seele reden – der Freundin, dem Bekannten, Gott. Das ist so wichtig, gerade jetzt.

Den Mut, sich anzuvertrauen und Menschen, die zuhören– das wünscht Ihnen heute Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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