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27.05.2018
Schwer in Ordnung

Hannah ist 14. Und Hannah ist cool. Denn Hannah hat sich selbst einen Ausweis gebastelt. Und die Eltern haben nicht mal geschimpft wegen Urkundenfälschung. Sie haben gesagt: „Wow, cooles Teil!“

Hannah hat das Down-Syndrom. Manche sagen: „Sie ist beeinträchtigt.“. Andere sagen: „Sie ist anders begabt.“. Das Gesetz sagt: „Hannah ist schwerbehindert.“ Darum bekommt Hannah einen Schwerbehindertenausweis. Damit hat sie Vergünstigungen zum Beispiel bei Bus und Bahn. Aber Hannah findet den Namen blöd: „Schwerbehindertenausweis. Das beschreibt mich nicht.“ stellt Hannah fest. Und sie schreibt an die Behörden, dass die Bezeichnung geändert werden muss. Sie hat auch gleich einen Vorschlag parat: „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“.

Das stelle ich mir total lustig vor.

„Achtung Ausweiskontrolle!“ Und Hannah zückt ihren Pass: „Schwer-in-Ordnung-Ausweis.“

Die Augen der Kontrollorgane möcht’ ich sehen.

Menschen mit Beeinträchtigungen haben einen Anspruch auf angemessene Vergünstigungen. Denn Vieles ist für sie besonders schwer: jede Treppe, jede Stufe, jede Drehtür kann ein Riesenhindernis sein.

Darum sind Vergünstigungen keine Almosen, sondern gutes Recht.

Aber dennoch ist jeder Mensch ein vollwertiger Mensch. - Ein Ebenbild Gottes - wie die Bibel sagt.

Hannah ist Hannah - nicht trotz - sondern mit ihrem Down-Syndrom.

Leider können auch Behörden die Dinge nicht einfach fix umbenennen. Aber das für Hannah zuständige Amt hat schon mal super reagiert. Wer mag, kann eine Ausweishülle bekommen. „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ steht drauf.

Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Tag heute schwer in Ordnung ist!

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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