Schwer in Ordnung
Hannah ist 14. Und Hannah ist cool. Denn Hannah hat sich selbst einen Ausweis gebastelt. Und die Eltern haben nicht mal geschimpft wegen Urkundenfälschung. Sie haben gesagt: „Wow, cooles Teil!“
Hannah hat das Down-Syndrom. Manche sagen: „Sie ist beeinträchtigt.“. Andere sagen: „Sie ist anders begabt.“. Das Gesetz sagt: „Hannah ist schwerbehindert.“ Darum bekommt Hannah einen Schwerbehindertenausweis. Damit hat sie Vergünstigungen zum Beispiel bei Bus und Bahn. Aber Hannah findet den Namen blöd: „Schwerbehindertenausweis. Das beschreibt mich nicht.“ stellt Hannah fest. Und sie schreibt an die Behörden, dass die Bezeichnung geändert werden muss. Sie hat auch gleich einen Vorschlag parat: „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“.
Das stelle ich mir total lustig vor.
„Achtung Ausweiskontrolle!“ Und Hannah zückt ihren Pass: „Schwer-in-Ordnung-Ausweis.“
Die Augen der Kontrollorgane möcht’ ich sehen.
Menschen mit Beeinträchtigungen haben einen Anspruch auf angemessene Vergünstigungen. Denn Vieles ist für sie besonders schwer: jede Treppe, jede Stufe, jede Drehtür kann ein Riesenhindernis sein.
Darum sind Vergünstigungen keine Almosen, sondern gutes Recht.
Aber dennoch ist jeder Mensch ein vollwertiger Mensch. - Ein Ebenbild Gottes - wie die Bibel sagt.
Hannah ist Hannah - nicht trotz - sondern mit ihrem Down-Syndrom.
Leider können auch Behörden die Dinge nicht einfach fix umbenennen. Aber das für Hannah zuständige Amt hat schon mal super reagiert. Wer mag, kann eine Ausweishülle bekommen. „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ steht drauf.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Tag heute schwer in Ordnung ist!
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg