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16.04.2022
Stille und Farbe

Das Päckchen mit den ukrainischen Ostereiern kam pünktlich in dieser Woche an. Ich wickle die Kunstwerke aus und freue mich an den lebensfrohen Motiven und knalligen Lackfarben. Vögel, Beeren, Früchte und Blumen aller Art sind kunstvoll in Handarbeit auf Hühnereier gemalt worden – auf das Symbol verborgenen Lebens in ukrainischen Orten, die gerade so vom Tode bedroht sind. Auch in diesem lebensfeindlichen Kriegsfrühjahr haben die tapferen Ukrainerinnen nicht damit pausiert. Sie begehen ihr orthodoxes Osterfest erst am 24. April. Aber mit mir und meiner Familie werden ukrainische Gäste schon morgen das Wunder von Ostern feiern. Mit Kerzen werden wir uns zulächeln und stockend versichern, dass der Tod in der Welt nicht das letzte Wort haben darf. Christ ist erstanden, werden wir singen. In ihren Kirchen klingt dieser Osterruf so:  Khrystos voskres.

Der heutige Tag zwischen Karfreitag und Ostern wird Stiller Samstag genannt. Klar. Jeder von uns weiß, dass man nach dem Tod eines geliebten Menschen keine Lust auf Lärm und Party hat. So ging und geht es den Freund*innen Jesu, auch mir, bis heute. Aber Farben der Vorfreude soll dieser stille Tag haben, weil wir ja schon wissen, dass es Ostern gibt. Und so werde ich die leuchtenden Eier aufhängen, ein Osterbrot backen, Kleinigkeiten für die Kinder verstecken, überlegen, was Ukrainerinnen gern essen und sie alle zum Ostergottesdienst einladen. Denn ich hoffe, dass dort mit Musik und guten Worten Gott noch mehr Möglichkeiten hat, ihren Lebensmut zu stärken und sie zu trösten.

Einen guten Tag wünscht ihnen Pfarrerin Gabriele Herbst aus Magdeburg


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