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17.04.2022
Traditioneller Ostergruß

In dem Dorf in Siebenbürgen, in dem ich aufgewachsen bin, war es selbstverständlich sich zu grüßen, wenn man sich auf der Straße begegnete. Überhaupt nicht vorstellbar war, einander schweigend zu begegnen und nichts zu sagen. Dass diese Regel nur im Dorf und nicht in der Stadt galt, merkte ich spätestens, als ich dort mit meinem Gruß verwundert, lächelnde Blicke erntete. Beim Grüßen galt: Jüngere grüßen die Älteren und man grüßt in der Muttersprache des Gegenübers, d.h. auf Deutsch, auf Rumänisch oder auf Ungarisch. Und ab der Osternacht statt Rumänisch „Guten Tag“ mit „Christus ist auferstanden“ - „Hristos a inviat“ und die Antwort war „Er ist wahrhaftig auferstanden“ „Adevarat a inviat“. Als ich eines Morgens hastig auf dem Weg zur Schule den Genossen Vorsitzenden der LPG mit „Christus ist auferstanden“ grüßte, fragte dieser plötzlich zurück „Hast Du ihn gesehen?“ Meine spontane Antwort: Nein, ich hab ihn nicht gesehen, aber so grüßt man doch nach Ostern – oder? Seine Rückfrage hat mich nachdenklich gemacht: Ja, „Christus ist auferstanden“ ist mehr als ein konventioneller Gruß. Er ist ein Zuspruch und er ist ein Protestspruch. Protest gegen den Tod, der nicht den Sieg behält. Und deshalb auch Zuspruch, denn Christus ist mir in meinem Leben sehr wohl begegnet. Aber das einem vorübergehenden Genossen zu erklären, hätte wahrscheinlich zu lange gedauert. Mit Христос Воскрес grüßt Sie Johann Schneider evangelischer Regionalbischof aus Halle.


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