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09.07.2020
Unter uns

Abdul ist Iraner, 30 Jahre alt und auf Wohnungssuche. Er gehört zu unserer Kirchengemeinde, und ich habe versprochen, ihm zu helfen.

Das Ergebnis nach mehreren Telefonaten mit Vermietern und Wohnungsverwaltungen: Alle sind freundlich. Und es gibt kleine Wohnungen, die infrage kämen.

Aber drei Gespräche haben mich geärgert: Wir möchten keine Ausländer. Die anderen Bewohner möchten keine Ausländer. Der Hausbesitzer möchte keine Ausländer.

Eigentlich ist mir klar, dass diskutieren hier nicht hilft.

Ich versuche es trotzdem:

Wollen Sie denn die Vorurteile noch unterstützen?

Sie kennen doch den jungen Mann gar nicht.

Der Mann ist ordentlich, sucht ein ruhiges Umfeld und hat studiert.

Lauter positive Signalworte werfe ich in den Ring und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich damit weitere Vorurteile bediene.

Aber wie auch immer – alles läuft ins Leere.

So ist das mit dem Alltagsrassismus.

Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst!

Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan – sagt Christus.

Ach, tausend Bibelstellen fallen mir dazu ein.

Vielleicht wäre der 1. Schritt erstmal, sich die Vorurteile einzugestehen. Und dabei bekommt man ja manche Rassismen im eigenen Kopf nicht mal mit. Menschen wie Abdul aber schon. Und ich finde, es ist höchste Zeit, darüber zu reden, vor allem mit ihm.

Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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