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23.07.2022
Urlaubsmöbel

Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee, und ich räkelte mich in einem Strandkorb. So ein Strandkorb, der Inbegriff von German Gemütlichkeit, macht es einem schließlich leicht, in Urlaubsstimmung zu kommen.

So weit so gut, aber man müsste dieses Gerät doch eigentlich noch zurückstellen können. Ich suche, ich finde, ich löse die Arretierung an der Seite. Da fegt eine Bö über den Strand, die schwere Haube entgleitet mir und das ganze Teil macht nach hinten weg. Der Standkorb liegt und ich in ihm, hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken. Vor mir weder Strand noch Meer – nur der endlose Himmel des Nordens.

Ehrlich gesagt, es war dieser Augenblick, der mich ganz im Urlaub ankommen ließ: die Arbeit aus dem Sinn und nichts, das seine Schatten hätte vorauswerfen können. Über mir nur der endlose Himmel des Nordens.

Zurück aus dem Urlaub denke ich: Ein Strandkorb wäre fein; beim Möbelausstatter müsste ich fündig werden. Andererseits, die Wohnung mit Urlaub möblieren – hat das denn jemals funktioniert?

Sanddorn schmeckt nur auf Hiddensee, und kein Strandkorb der Welt wird den Hinterhof in Strandflair kleiden und den Gestank von Nachbars Diesel in Meeresduft verwandeln. Was aber Wunder wirkt, ist, den Blick zu heben und zwei Minuten im Himmel zu verlieren.

Sollte sich vor die Urlaubsentspannung heute eins nach dem andern stellen, dann wagen Sie den Blick nach oben. Es könnte helfen.

Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg  


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