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31.01.2019
Wahrheit

»Ich weiß, dass ich nichts weiß«. Mit diesen Worten hatte Sokrates mal die Philosophie erfunden. Er hat behauptet, dass am Anfang aller Wahrheit das Nichtwissen steht.

Das hört sich erst mal nach einem Widerspruch an. Aber ich glaube, er hat damit Recht.  Egal, um was es geht – der Wahrheit nähern wir uns nur schrittweise. Immer müssen wir damit rechnen, daneben zu liegen. Auf dem Holzweg zu sein. Wir müssen lieb gewordene Erkenntnisse revidieren.

Das ist echt anstrengend. Man muss damit leben können, dass man scheitert.

Vor einer Weile kam heraus, dass beim SPIEGEL ein junger Mann das Meiste seiner großartigen Reportagen gefälscht hat. Der Fall Relotius. Da gelang es einem anscheinend mühelos, die Wirklichkeit einzufangen und zu beschreiben. Claas Relotius wurde geliebt für seine Texte. Weil er scheinbar alles wusste. Alles passte so schön zusammen. Aber: das ging nur, weil er das Passende hinzuphantasiert hat.

Als persönliches Schicksal tut mir der Journalist leid. Er ist wahrscheinlich einer Versuchung auf tragische Weise erlegen. Aber ich für meinen Teil habe daraus gelernt: die mit den einfachen Antworten –  das sind keine Wahrheitssucher.  Sie wollen nur gefallen. Sie wollen nur meinen Applaus.

Ich will die hören und lesen, die auch an sich zweifeln können. Ich glaube, nur wer zugeben kann, nicht alles zu wissen, nur der kommt der Wahrheit näher.

Denkt sich

Christian Buro, Pfarrer in Beuster.


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