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05.12.2021
Warten und Ahnen

Zum Advent gehört Warten. Klar. Es gibt ja Adventskalender. Ein Türchen nach dem an-deren. Das ist so ein Brauch. Denn ursprünglich geht es darum, sich lange auf Weihnach-ten zu freuen. Da passiert höchst Erstaunliches: Gott kommt auf die Erde – in einem Kind. Darüber denken bei uns viele Menschen nicht mehr nach. Ist so kompliziert zu verstehen.

Doch manchmal bekommt man davon eine Ahnung. Anna ging es so. Sie ist Friseurin in einer Kleinstadt und nimmt morgens den 6-Uhr-Bus aus ihrem Dorf. Anna war im sieben-ten Monat schwanger. Ein Zufallsbaby nach einer Disco im Frühjahr. Der Vater hat sich davon gemacht, weil sie es nicht wegmachen wollte. Ne, hatte sie gesagt. Es ist doch mein Kind. Das krieg ich auch alleine groß.

Wenn Anna morgens auf den Bus wartete, stand seit vielen Wochen ein junger Mann ne-ben ihr. Er fuhr auch in die Kleinstadt. Stieg dort immer neben der Kirche aus.

Hej, sprach der Mann sie vor zwei Wochen an. Ich könnte dich für mein Weihnachtsspiel zu Heiligabend brauchen. Mir fehlt noch eine Maria. Und du mit deinem dicken Bauch wä-rest eine Idealbesetzung. Anna musste lachen. Ich? Glaub ich nicht. Ich bin doch gar nicht in der Kirche. Na und, erwiderte der Mann. Maria war auch nicht in der Kirche. Maria war eine junge jüdische Frau, die ihr Baby liebte. Mehr musst Du erst einmal gar nicht wissen.

Manchmal bekommt man eine Ahnung wie es ist, wenn Gott kommt. Anna ging jede Wo-che zur Probe und spielte Maria. Das Baby im Bauch hüpfte. Und Anna war glücklich.

Schön, findet Gabriele Herbst, Pfarrerin in Magdeburg


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