Zwei Jahre ist es her, als Martin einfach seine Sachen gepackt und gesagt hat, er ziehe aus. Ohne Erklärung. Julia war fix und fertig. Monatelang. Vor allem wegen Aaron, ihrem Sohn. Der hat gelitten... Obwohl Martin nicht mal sein leiblicher Vater war. Der hatte die Familie nämlich auch schon sitzen lassen. Jedenfalls hat es sich für Julia so angefühlt. Da war Aaron gerade mal fünf. Es hat gedauert, bis er Vertrauen zu Martin aufgebaut hat, aber dann hat´s gepasst. Bis zu dem Tag, als er einfach gegangen ist und auf keinen Anruf mehr reagiert hat.

Beide, Aaron und seine Mutter Julia, haben das nur schwer verwunden. Geheult, gebetet, gehofft haben sie, dass Martin zurückkommt. Sie haben sich nur sehr langsam von ihm lösen können.

Aber nun? In diesem Frühjahr tat sich was. Martin meldete sich irgendwann bei Julia. Ob sie sich nicht mal auf einen Kaffee treffen könnten.

Und was soll man sagen? Inzwischen sind sie wieder zusammen, und Martin ist wieder bei Julia eingezogen.

Sie haben viel geredet, und er gibt sich viel Mühe, auch mit Aaron.

Aber es ist nicht einfach: Julia fällt´s schwer, Martin wieder zu vertrauen. Es ist so viel zerbrochen. Sie hat einfach Angst, dass er irgendwann wieder geht.

Alle um sie herum haben ihr von der Beziehung abgeraten: „Mach das nicht. So wie der dich behandelt hat. So, wie du gelitten hast. Und Aaron auch“

Ja, vernünftig ist das wahrscheinlich nicht.

Aber Julia sagt: „Ich kann nicht anders. Ich will mit ihm zusammen sein. Ich lieb´ ihn doch.“

Tja. Liebe erträgt alles! Und ich denke: Gott, lass es gut gehen!

Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg