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04.01.2021
Welt-Braille-Tag

Es ist 1812. Der kleine Louis spielt in der Sattlerwerkstatt seines Vaters. Da liegen Messer und Hammer, lange Nadeln, Fäden und auch eine spitze Ahle zum Lederdurchstechen. Der Dreijährige nimmt sie in die Hand. Und ehe er sich‘s versieht, verletzt er sich am Auge. Die Verletzung entzündet sich schlimm, Louis erblindet.
Von einem Mitschüler lernt er, wie man Buchstabenschablonen in festes Papier prägt. Und von einem Hauptmann erfährt er, dass es eine Nachtschrift gibt, die sich im Dunkeln tasten lässt. Doch beides ist umständlich.
Einmal selbst lesen können – das lässt Louis nicht los. Und so erfindet der inzwischen 16jährige die Punktschrift. Mit den Punkten, die wir als 6 vom Würfeln kennen, stellt er jede Zahl und jeden Buchstaben dar. Später sogar musikalische Noten.
Doch der neue Direktor der Blindenschule verbietet sie. „Sehende könnten damit nichts anfangen!“ – und außerdem hatte er sich gerade ein Hilfsgerät ausgedacht, mit der Blinde schreiben – allerdings nicht lesen können. Einige Schüler benutzen die Punktschrift trotzdem weiter – heimlich.
Heute wird sie auf der ganzen Welt geprägt, geschrieben und gelesen.
Eine punktgeprägte Bibel umfasst 32 große Bände. Und dort findet sich wie in jeder Bibel im 1. Buch Mose der Satz: „Ich will dich segnen, damit du anderen zum Segen wirst.“
Der heutige Welt-Braille-Tag erinnert an diesen Louis Braille, und wie er zum Segen wurde. Einer der sich nicht entmutigen ließ – weder von seiner Blindheit noch von seinem Direktor.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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