Ich war in Potsdam, im Museum Barberini, in einer großen Ausstellung zum Impressionismus. „Meisterwerke der Sammlung Hasso Plattner“ – so ist sie überschrieben. Ich hatte erwartet, dass mich besonders die klassischen Werke ansprechen würden – mit ihrer Klarheit, den harmonischen Farben, fast wie ein Plan fürs Auge. Und tatsächlich: Manche Bilder sind so präzise komponiert, dass man fast den Takt mitzählen kann.
Aber dann bleibe ich vor einem anderen Bild stehen. Riesig groß. Freihand gemalt, wild und lebendig. Linien, als wären sie mehr improvisiert als präzise geplant– wie Jazz mit dem Pinsel.
Und ich merke: Ich bin genauso fasziniert. Nicht trotz, sondern wegen dieser Freiheit.
Beide Arten berühren mich. Das Geordnete und das Freie. Das Kontrollierte und das Mutige.
Und ich denke: Vielleicht ist das genau das, was Gott an uns Menschen so liebt – dass wir nicht gleich sind. Dass es beides geben darf. Die, die Strukturen brauchen. Und die, die einfach drauflosleben.
Und vielleicht gibt es genau darin so etwas wie göttliche Schönheit.

Farbenfrohe Grüße
Martin Olejnicki, evangelisch in Köthen.