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10.06.2023
Wie zivilisiert sind wir?

Margaret Mead ist eine amerikanische Wissenschaftlerin. Sie erforscht, wie Menschen sich entwickelt haben. Einmal wurde sie von einem Studenten gefragt: „Welcher Gegenstand ist Ihrer Ansicht nach der erste, an dem man erkennen kann, dass Menschen zivilisierte Lebewesen sind.“

Was würde sie nennen? Küchengeräte? Werkzeuge oder einfache Waffen?

Margaret Mead dachte einen Moment nach, dann sagte sie, „Es sind geheilte Knochen.“

Das überraschte die Anwesenden. Aber Margaret Mead erklärte: „Tiere mit gebrochenen Knochen haben keine Überlebenschance. Sie verhungern, verdursten oder sind ein leichtes Opfer. Eine Heilung würde Wochen dauern. Verheilte Knochenbrüche bei ausgegrabenen Skeletten verraten uns, dass sich jemand um diese verletzte Person gekümmert hat. Das gab es bereits Jahrtausende vor Christus.“

Das stimmt, denke ich. Wir sind zivilisierte Menschen, wenn wir uns umeinander kümmern, Kranke versorgen, Menschen in Not alle Hilfe bekommen.

Das geschieht ständig bei uns. Beruflich oder privat. In der eigenen Familie oder in Hospizdiensten. Manche helfen selbstlos bis an die Grenzen der eigenen Kraft. Sie verdienen unsere höchste Anerkennung.

Da reicht es aber nicht „vom Balkon aus zu klatschen“, sondern ihre Mühe muss auch richtig anerkannt werden, sie müssen bezahlte Freistellung und Rentenausgleich bekommen. Es braucht Gelegenheiten für helfende Angehörige, sich ohne schlechtes Gewissen auch immer wieder erholen zu können.

Wie zivilisiert wir wirklich sind, zeigt sich daran, wie wir mit Kranken umgehen. Aber auch mit - den Helfenden.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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