Vor ein paar Jahren habe ich Hawi kennengelernt. Er kommt aus Eritrea und kellnert im indischen Restaurant bei uns in Naumburg. Er fiel mir auf, weil er immer gut gelaunt ist und für einen Spaß zu haben. Wenn Hawi da ist, gibt´s immer etwas zu lachen.

Vor ein paar Monaten lief er mir bei einem Besuch im Pflegeheim über den Weg. Ich war verdutzt: „Hawi, was machen Sie denn hier?“ Wobei die Frage jetzt nicht besonders intelligent war, weil er die Kleidung anhatte, die die Pflegekräfte tragen. „Na, ich arbeite hier.“ Ich: „Aber du arbeitest doch beim Inder!“ Er: „Ja, auch. Ich bin Pflegehelfer hier im Haus. Aber wenn ich heimkomme, bin ich allein und mir ist langweilig. Deshalb arbeite ich manchmal abends oder am Wochenende im Restaurant. Da ist man immer unter Leuten.“ Ich habe gestaunt. Nach dem anstrengenden Arbeitstag noch kellnern? Alle Achtung!

Jedenfalls ist Hawi eine richtige Frohnatur.

Ich bewundere ihn, weil er zuweilen leider auch Dinge erlebt, die einfach nur schrecklich sind. Er erzählt, dass Leute auf der Straße manchmal Affengeräusche machen, wenn er vorbeigeht. Oder dass ihm mal jemand eine Banane zugeworfen hat mit einem blöden Spruch dazu. Wie dumm und verletzend Menschen sein können!

Ich wünsche ihm, dass Gott ihm solche Verletzungen zu verkraften hilft. Und ihm gute Freunde schenkt. Und dass er ihm seinen Humor erhält und auf ihn aufpasst! Und dass er Dummheit bestraft!

Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg