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10.01.2022
Atomenergie

Das Riesenrad ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Man hatte es aufgestellt, aber gedreht hat es sich nie. Ein paar Tage später waren die fast 50.000 Einwohner evakuiert. Das war Ende April 1986. Ich war fünf Jahre später da, in Prypjat, der Stadt in der запретная зона, der verbotenen Zone, direkt neben dem Atomkraftwerk Tschernobyl. Ich sehe das alles noch vor mir – auch die leukämiekranken Kinder in der Kiewer Klinik, die Mütter, die mit ihnen in einem Bett schliefen und die aussahen, als seien sie aus Glas.

Für die Nutzung der Atomenergie gibt’s ein Restrisiko, hieß es, ist eben so. Gegen diesen Zynismus und für das Leben hat damals die Thüringer Landeskirche gekämpft und beschlossen: „Die Nutzung der Atomenergie ist nicht verantwortbar.“ Dabei ging es auch um Thüringen. Das Uran für die sowjetischen Kraftwerke kam auch von hier, aus dem Uranbergbaugebiet um Ronneburg. Dieses Restrisiko hat vielen Tschernobylkindern, aber auch vielen Wismut-Kumpeln, die an Lungenkrebs erkrankt sind, den Rest gegeben.

Und jetzt? Jetzt will die EU die Atomenergie grün waschen, als nachhaltig einstufen. Was soll das werden, mit der Atomenergie den Klimawandel bekämpfen? Also könnte man mit dem Teufel den Belzebub austreiben. Fehler zu machen, ist menschlich, aber Fehler zu wiederholen, ist batschblöd.

Die Atomenergie lässt sich so wenig in Richtung Hoffnung drehen wie das erstarrte Riesenrad in Prypjat,

findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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