Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

02.12.2022
Aus "Der kleine Missionsfreund", 1886

Irgendwann Anfang der 1880er Jahre - wir sind in Deutsch-Südwest, dem heutigen Namibia. Der weiße Missionar Gottlieb Viehe hört zu, wie sich Männer aus dem Volk der Herero unterhalten. Einer von ihnen lobt die technischen Errungenschaften. So vieles haben die deutschen Kolonialherren ins Land gebracht: Wagen, Kleider und Gewehre! Da kommt man sich ganz klein vor.

Doch ein anderer Mann, Katyinyo mit Namen, wird zornig: „Was haben alle diese wunderlichen Sachen uns denn genützt? Die Kleider der Weißen sind teuer und halten so kurze Zeit, dass wir zum Anschaffen all unser Schlachtvieh verbrauchen müssen. Das essen die weißen Herren dann! Und die Gewehre haben uns erst recht viel Schaden gebracht. Die schießen viel weiter als unsere Pfeile. Aber deshalb haben sie unser Wild ausgerottet. Früher konnten wir viel leichter mit Pfeil und Bogen Wild erlegen, als jetzt mit den teuren Gewehren, für die wir unsere Ochsen weggegeben haben. Wie diese wunderlichen Sachen alle zustande kommen, das weiß ich nicht, denn dass die Weißen einen größeren Verstand hätten als wir, das kann ich nicht sehen.“

Dem Missionar Gottlieb Viehe gab das zu Denken. Ist unser Weg der richtige, wie wir uns die Welt untertan machen, wie wir Abhängigkeiten schaffen? Viehe hat die Sicht von Katyinyo, dem Herero, aufgeschrieben und nach Deutschland geschickt. Und ich denke – aktueller geht es nicht. So viel Technik umgibt uns, wir leben komfortabel. Aber wer zahlt den Preis? Und was, wenn der letzte Ochse verkauft ist?

So fragt Gregor Heidbrink aus Apolda


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar