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Im Rollstuhl durch Apolda

Heute ist der Internationale Tag für Menschen mit Behinderung. Was sagt man da?
Ich rufe Ilka an. Sie wohnt bei uns in Apolda. Kurze Strecken schafft sie mit Krücken. Für längere nutzt sie ihren Rollstuhl. „Kannst du mir sagen, wie es ist bei uns in Apolda mit einer Behinderung zu leben?“

„O ja,“ sagt sie, „mein jüngstes Erlebnis: Ich war auf der Suche nach kleinen Täschchen für Adventskalender, Bastelkram. Doch im Geschäft alles zugestellt. Enge Gänge werden zu Sackgassen. Man steckt fest. Doch die Leute schreien dich an, behaupten, du würdest irgendwas kaputtmachen. Passen Sie doch auf. In einigen Geschäften hilft man mir. Wenn ich an meine Sorte Nüsse nicht rankomme. Aber man will auch mal kucken, ob man vielleicht diesmal andere Nüsse nimmt. Die Entscheidungsfreiheit ist eingeschränkt, wenn man immer Hilfe braucht. Zum Weihnachtsmarkt komme ich nicht. Und ich war schon seit Jahren nicht in Weimar, weil ich nicht weiß, ob der nächste Bus einer mit Rampe ist oder ohne.

Bordsteinkanten. Das sind die natürlichen Feinde des Rollstuhlfahrers. Es gibt Fußwege, auf die man nicht raufkommt. Also die Straße... Dann pöbeln die Autofahrer. Ich sage: Setzen Sie sich in den Rollstuhl und zeigen mir, wie ich da hochfahre. Da sagen die: Du bist ja so blöd, wie du aussiehst.“ „Und in der Kirche?“, frage ich, „ist es da besser?“ „Ich spiele gerne Orgel“, sagt Ilka, „aber oft bestellt man lieber einen Organisten, der keine Hilfe braucht.“ O weh, denke ich, wir müssen alle noch ganz viel lernen.

Meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda

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