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13.07.2017
Ausgesetzt und verwirrt

Er sitzt in Jeans und T-Shirt in der Fußgängerzone. Er hat sich ausgesetzt. Den Blicken. Und den Gedanken. Er hat ein selbstgemaltes Schild in der Hand und einen Teller mit Kleingeld vor sich. Allen ist schnell klar: Ja, der hat etwas verloren, ist obdachlos, will Geld. Nichts da. Pusteblume. Auf dem Schild steht: „Ich wurde reich beschenkt, nimm dir was raus.“
Die Passanten, die gerade etwas geben wollen, stutzen. Wie – was rausnehmen? Was ist das denn? Meint der das ernst?
Arno Backhaus meint das ernst. In aller Fröhlichkeit. Mir fehlt es an nichts. Alles gut. Ich will aber gerne etwas verschenken.
Dann sieht er, wie es kurbelt, wie die Leute nachdenken.
„Die kriegen die Schubladen nicht auf und zu, wo sich mich reinstecken.“ Sagt er. Und kommt mit den Leuten ins Gespräch. Darüber, wie schnell es geht, zu meinen, man wüsste, was der andere will oder braucht. Das kennt er. Er war Sozialarbeiter. Jetzt ist er 66 und macht Kunst. Wie dieses hier. Jesus wurde auch in Schubladen gesteckt. Und wird es bis heute, sagt er. Und gerade der habe einen Blick für Leute gehabt, die irgendwie draußen stehen. Die ausgesetzt sind.
Mach dir kein Bild. Nicht von Menschen, nicht von Gott. So will es der Höchste selbst.
Arno Backhaus will ein bisschen verwirren, damit wir besser hingucken. Beim nächsten Mal. Wenn da einer sitzt.
Gute Idee – findet Ulrike Greim, ausgesetzt in Weimar.


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