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25.02.2022
Aussteigen aus der Kriegslogik

Es war Heiligabend 1914. Man kann diese Geschichte gar nicht oft genug erzählen. Es war mitten ersten Weltkrieg. Deutsche Westfront in Südflandern. Ein sächsisches Infanterie-Regiment liegt, erschöpft von monatelangen Kämpfen, gegenüber einer britischen Einheit. 100 Meter entfernt. Eigentlich wollten sie längst gesiegt haben und Weihnachten zuhause sein. Doch nichts da. Sie bauen einen kleinen Gabentisch auf mit Miniaturweihnachtsbäumen und kleinen Geschenken. Heute mal kein Schuss, lautet die Devise. Auch bei den Briten ist gerade Ruhe.

Einer, der Englisch spricht, ruft etwas in den anderen Schützengraben. Und erhält Antwort. Es wird ein kleines Gespräch. Dann treffen sich zwei Sachsen und zwei Briten im Niemandsland und wünschen sich Merry Chrismas.

Andere fangen an zu singen. Erst die einen ein Lied, dann die anderen.

Sie werden hinterher den Eltern schreiben, dass sie das nie für möglich gehalten hätten. Eben noch erbittert kämpfen, dann zusammen singen.

Weil etwas anderes zählt. Etwas größeres. Was alle verstehen, auch wenn keiner Worte dafür hat.

So kann es gehen. Überall. An allen Fronten. In allen Kriegen. In Russland und der Ukraine, im Nato-Hauptquartier, genauso wie bei uns.

Den Menschen sehen. Nicht den Feind.

Frieden ist möglich.

Möge immer solches Weihnachten sein.

Wünscht sich Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche


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