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15.04.2017
Briefe ohne Antwort

Viele Briefe haben Hedwig und Otto Mosbacher geschrieben. Sehr viele. Damals, irgendwann zwischen 1938 bis 1942. Die Briefe gingen an Verwandte nach Amerika. An Freunde. An entfernte Bekannte. Immer wieder haben Sie geschrieben. Jahr um Jahr. Aber keiner ihrer Briefe bekam die eine, klitzekleine Antwort. Ja, hätte diese Antwort lauten müssen, ja, kommt zu uns. Dann hätten die beiden ausreisen können aus Deutschland. Gerettet werden können vor dem sicheren Tod. Aber die ersehnte Antwort blieb aus. Hedwig und Otto Mosbacher haben vergeblich geschrieben. Vergeblich gehofft. Im Jahr 1942 wurden sie verschleppt und in einem Konzentrationslager ermordet. Im Meininger Schloss sehe ich Fotos der Familie Mosbacher. In einer Ausstellung über jüdisches Leben in Meiningen wird ihr Leben beschrieben. Als ich die Fotos von Hedwig und Otto Mosbacher anschaue, drängen sich andere Bilder in meinen Kopf. Von Frauen, Männern und Kindern, die irgendwo auf dieser Erde im Krieg ausharren. Ihre Namen weiß ich nicht. Ihre Gesichter kenne ich nur aus dem Fernsehen. Aber in ihnen kann man lesen wie in einem Brief. Einem Brief, der auch heute nur eine, eine klitzekleine Antwort braucht: Ja, kommt zu uns. Warum nur fällt euch diese Antwort so schwer?, fragen mich die alten Fotos von Hedwig, Otto und Eva Mosbacher. Ja, warum nur? Das fragt sich auch Kristina Kühnbaum-Schmidt, Regionalbischöfin der evangelischen Kirche in Meiningen.


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