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05.01.2023
Das Lächeln der Mona Lisa

Joseph Beuys gilt als einer der größten Künstler des 20. Jahrhunderts, er war Bildhauer, Aktionskünstler und auch Professor. Er wurde einmal von einem Studenten gefragt: „Beuys, warum lächelt die Mona Lisa?“

Mona Lisa? Kennen wir, dieses berühmte Gemälde von Leonardo da Vinci, das im Louvre in Paris hängt. Abgebildet ist eine junge Frau vor einer Landschaft, ein helles Gesicht, umrahmt von dunklen langen Haaren, so schaut sie uns an – mit einem ganz sanften, kaum merklichen Lächeln. Also, Herr Beuys, warum lächelt die Mona Lisa? Und Beuys antwortet prompt, ohne nachzudenken: „Sie lächelt, weil sie mehr weiß als Leonardo!“ Das ist schon alles. Was sich in der Antwort verbirgt, ist der Schlüssel der Kunst: Das Kunstwerk weiß mehr, als der, der es hervorbringt. Ob Maler, Dichterin oder Komponist … der Künstler, die Künstlerin weiß nicht, wie es ausgeht. Ein Künstler beginnt seine Arbeit und lässt sich von ihr führen. Die Mona Lisa weiß am Ende mehr als Leonardo da Vinci, der sie gemalt hat. So ist das bei aller Kunst. Auch der Kunst, miteinander auszukommen. Bei jeder Begegnung, jedem Gespräch passiert mehr, als die zwei, die sich treffen, ahnen. Erst recht, wenn wir fremden Menschen begegnen und uns auf sie einlassen, sie kennenlernen, können wir nicht wissen, was dabei herauskommt. Aber wenn es gelingt, alle Äußerlichkeiten beiseite zu schieben, und wir nur den Menschen sehen, dann wachsen wir über uns hinaus – und Gott wird ein Lächeln dazugeben.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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