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11.08.2023
Das letzte Bündel

Das ist, was für den letzten Lebensabschnitt an persönlichen Dingen bleibt, schreibt er auf WhatsApp und schickt ein Bild mit. Sein Anhänger, darauf ein Sessel, ein Schränkchen, ein paar Habseligkeiten, gut festgezurrt. Das ist, was man in eine Seniorenresidenz mitbringen darf.

Er bringt seine Mutter ins Heim. Die ist 89 und nach einem Sturz nun wirklich nicht mehr in der Lage, sich zuhause zu versorgen. Nun also: Haus Sonnenschein. Kleines Zimmer, Blick in den Hof, Pflegebett.

So viel bleibt. Für ihn, der so viel hat, ein herber Schlag. Du kannst dir erarbeiten, was du willst, am Ende reduziert es sich hart.

Und das letzte Hemd hat keine Taschen.

Sie hat doch dich, schreibt die Freundin zurück. Und euch alle. Das ist nicht wenig. Das bleibt. Das zählt. Am Ende sogar meist mehr als all die schönen Habseligkeiten, die man so im Laufe des Lebens angehäuft hat. Am Ende zählt: Hattet ihr einen guten Draht? Habt ihr euch ausgesprochen? Habt ihr die Dinge geregelt? Seid ihr euch gut? Hattet ihr Zeit miteinander? Das wird tragen.

Fotos werden wichtig. Ein paar liebe Zeilen. Ein Lied per Voicemail von den Enkeln. Da kullern die Tränen.

Die letzte Wegstrecke zeigt, was wichtig ist: Kontakte, Freundschaften. Letztlich: die Liebe. Die reicht weit über den Horizont. Die schmeckt nach Hoffnung. Auch darauf, dass dann, beim Schritt über die Schwelle, alles endgültig gut ist.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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