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14.08.2019
Der Trost der Dinge

Jeden Morgen nimmt Hanna die Schale in die Hand. Die kleine Brotschale aus Lindenholz. Die hat ihr Mann ihr geschenkt. Eine Kornähre ist darauf und am Rand stehen die Worte: Und gib uns unser täglich Brot.

Ihr Mann lebt nicht mehr, aber all die kleinen Dinge sind noch da. Sein Kleiderbügel, auf dem der Anzug war. Die Brotschale, der er mitgebracht hat. Der Schuhlöffel, den er benutzt hat. Wieviel Jahre ist das her?

Wenn Hanna die Schale in Händen hält, dann ist alles wieder da. Die gemeinsame Zeit am Frühstückstisch. Das Zeitungsrascheln, die Gespräche am Tisch. Ihr gemeinsamer Blick in den Garten.

Hanna hat sich schon von vielem getrennt, aber die Schale hat sie mitgenommen als klar war, sie zieht ins Pflegeheim. Hier braucht sie die Brotschale eigentlich nicht. Hier liegt ihr Brot immer schon auf ihrem Teller bereit. Aber ohne sie wollte Hanna nicht. Jeden Morgen nimmt Hanna sie in die Hand und dann ist alles wieder da.

Der Trost der Dinge. Gott ist Gott und Mensch ist Mensch und eine Brotschale nur eine Schale. Hanna weiß das. Sie vergöttert die alten Dinge nicht und doch trösten sie sie. Eine Brücke aus Dingen in die Zeit, die für sie so wunderbar war.

Und gib uns unser tägliches Brot. Und unser tägliches Glück.

Eine schöne Zeit wünscht Ihnen Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land


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