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13.08.2019
Geschichte

Geschichte wirkt nach. Elvira kommt bis heute nicht darüber hinweg, dass ihr Vater ein Nazi war. Er war Pfarrer gewesen und ein glühender Anhänger der Deutschen Christen. Er wollte alles Jüdische aus Gemeindeleben, Christentum und Liedgut tilgen. Er hat mitgeholfen, Juden an die Nazis zu verraten. Er hat seine Archive geöffnet und die Stammbäume offengelegt. Er hat Menschen dem Tod ausgeliefert. Elvira kommt bis heute nicht darüber hinweg. Sie fühlt sich schuldig.

Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden.

Es gibt Leute, die sagen: Vergesst doch endlich diese Geschichte. Es gibt sogar Menschen, die den Holocaust leugnen. Aber vom Vergessen und Verdrängen wird nichts gut, genauso wenig wie vom schuldig fühlen für die Väter.

Der Prophet Jeremia sagt eine Zeit voraus, in der die nachfolgenden Generationen die Schuld der Alten nicht mehr auszubaden haben. Er sagt: Jeder wird seine eigene Schuld tragen müssen und wer saure Trauben gegessen hat, dem sollen die Zähne stumpf werden.

Gott lastet uns die Fehler unserer Väter nicht an. Wir sollen einstehen für unsere Taten.

Das ist kein Freibrief, die Geschichte zu vergessen oder gar zu verleugnen. Im Gegenteil. Es geht darum, die Geschichte zu kennen, aus ihr zu lernen und die eigenen guten Antworten zu finden.

Und dabei wünsche ich Ihnen gute Gespräche und Taten.

Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.


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