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29.12.2022
Der Trost einer Kerze

Wenige Tage vor Weihnachten ist seine Frau gestorben. Die Krankheit war zu schwer. Eigentlich war es eine Erlösung. Das sagen alle. Meistens sieht er es auch so. Trotzdem sitzt die Trauer tief.

Und diese sogenannten Tage zwischen den Jahren fühlen sich so leer an. An den Feiertagen ging es ganz gut. Die Kinder waren alle da, die Enkel haben ein bisschen Abwechslung gebracht. Doch nun ist alles sehr kalt und trostlos. Auch in der Wohnung. Nur das Bild seiner Frau hat er aufgestellt.

Vielleicht hilft ein Spaziergang. Als er aus der Wohnungstür tritt, steht ein kleines Laternchen mit einer brennenden Kerze darin auf der Fußmatte. Ein Zettel hängt daran. Die Nachbarin hat es ihm offenbar vor die Tür gestellt. „Friedenslicht aus Bethlehem“ steht am Laternchen. Er liest den Zettel. „Die Kerze habe ich für Sie aus dem Weihnachtsgottesdienst mitgebracht.“, schreibt die Nachbarin. „Vielleicht kann sie ihnen gerade jetzt ein bisschen Trost geben.“ Er kriegt Gänsehaut. Geht zurück in die Wohnung. „Friedenslicht aus Bethlehem“. In den vergangenen Jahren hatten er und seine Frau das auch immer aus dem Gottesdienst mitgenommen. Das Licht gehütet wie einen kostbaren Schatz. Und zuhause aufgestellt für die Menschen, die kein frohes Weihnachten haben.

Er schiebt das Laternchen behutsam neben das Bild seiner Frau. Die Kerze flackert ein bisschen und ist irgendwie tröstlich. So, als wäre ein Engel zu Besuch gekommen. Oder Gott selbst. „Danke“, flüstert er und weiß selber nicht so genau, ob er die Nachbarin meint oder Gott.

Einen guten Tag wünscht aus Eisenach Cornelia Biesecke, evangelische Kirche.


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