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04.10.2020
Einen Mercedes, bitte, o Herr

„O Gott, bitte kauf mir einen Mercedes Benz“, singt Janis Joplin. Ist das ein ernstgemeintes Gebet? Oder eine Verspottung des Glaubens? Weder noch! Janis Joplin macht sich über uns Menschen lustig. Wer hat sich noch nie bei dem Gedanken ertappt, das ein oder andere Markenprodukt könnte das Leben auf ein neues Level heben, es brächte Anerkennung und ja: Glück?
Gott müsste die Stirn runzeln bei so einem Gebet. Janis Joplin hat lange genug im Kirchenchor gesungen, die wusste das.
Sie singt uns eine muntere Kritik am Kapitalismus, aber es ist keine Kritik an denen da oben… Sondern: Es sind ja wir, die das System am Laufen halten durch materielle Begierden. Einen Benz. Einen Farbfernseher. Oder heutzutage: Was von Apple. Damit es uns besser geht.
Janis Joplins scheinbares Gebet: Für sie war es ein gesungener Witz. Der größte Hit und zugleich das letzte Lied. Vor genau fünfzig Jahren fand man Janis Joplin tot in ihrem Hotelzimmer.
Sie hat ihr Glück gesucht, selbstzerstörerisch gewaltig, rücksichtslos mit sich selbst, fast wie eine alttestamentliche Prophetin. Ich kann mich ihrer Energie schlecht entziehen. Und ich sehe sie bloß im Internet.
Ich denke an sie, wenn ich heute Erntedank feiere. Und ich bete: O Gott, bitte kaufe mir den richtigen Blick auf die Dinge. Das wichtigste im Leben trägt kein Preisschild. Ich werde nicht heil durch Dinge, die ich kaufen kann.

Danke für alles, was man nicht kaufen kann, betet Pfarrer Gregor Heidbrink aus Apolda


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