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03.10.2021
Einheit und Eintracht

Tag der Deutschen Einheit. Ost und West, West und Ost, jedenfalls wieder vereint:„Siehe, wie gut und wohl es tut, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! Dann verheißt der Herr Segen und Leben.“ So steht’s in der Bibel. Die Menschen im Osten wollten dazugehören, den Anschluss finden an den Westen, an Einigkeit und Recht und Freiheit – als des Glückes Unterpfand. So heißt es doch in der Nationalhymne. Den Text kann ich immer noch nicht richtig. 

Einheit und Eintracht. Das scheint hier nicht dasselbe. Wenn es einträchtig zugehen soll, heißt es, sich wahrzunehmen und wertzuschätzen. Mich ärgert schon, wenn die Repräsentanten in Festreden sich und unserem Land auf die Schulter klopfen und reden von den mehr als 70 Jahren, in denen sich die Demokratie bewährt habe. Dann denke ich: Hä, bei mir sind es erst 30 Jahre. Da wird einfach vereinheitlicht und schon ist ein Teil des Landes mit seiner Geschichte ausgeblendet. Für die Menschen im Westen wurde das Land nur ein wenig größer. Für uns im Osten dagegen hat sich alles geändert – für alle. 

Um dieses Gefälle zwischen West und Ost auszugleichen, sollte an einer gesamtdeutschen Verfassung gearbeitet werden. Sie wäre der Edelstein der Deutschen Einheit gewesen. Ja, so war es ausgedacht, so war es versprochen, so wurden wir enttäuscht. Es ist der Kardinalfehler der Wiedervereinigung, nur auf die Einheit geschaut zu haben und ob es einträglich ist, und nicht auch darauf, ob es einträchtig zugeht. Da ist nichts aufzuholen, aber uns gegenseitig unsere Geschichte zu erzählen, dafür ist es nicht zu spät. 

Einen guten Sonntag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach. 

 


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