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20.07.2022
Erhebt euch!

In der Bibel wird erzählt, wie Jesus die Menschen auffordert, ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Das heißt doch: Macht euch nicht klein, nicht kleiner als ihr seid. Als ich einmal in Rom war, bin ich jeden Tag die lange Treppe zum Kapitol hinaufgestiegen. Auf dem Hügel steht das Rathaus und da war eine Tagung. Ganz unten am Treppenaufgang steht eine Statue: Ein Mann auf einem Sockel, klein und schmächtig. Einfach gekleidet, ein Umhang mit Kapuze, die über seinen Kopf gezogen ist. Das Gesicht liegt im Schatten. Das ganze Denkmal ist auf die Geste konzentriert: Der Mann hat den rechten Arm ausgestreckt, die Handfläche ist nach oben gedreht, die Finger sind gespreizt.

Es ist, als würde alle Kraft in seine stumme Botschaft gelegt: Erhebt euch, übt den aufrechten Gang, ihr seid das Licht der Welt, verkriecht euch nicht. Das ist es, was er den Menschen zu sagen hat. Dabei reckt er nicht stolz das Kinn, sondern hält den Kopf gebeugt, fast so, als würde er sich verneigen.

Verewigt ist hier Cola di Rienzo. Er hat im 14. Jahrhundert in Rom gelebt. Er hat die zwei großen verfeindeten Adelsfamilien entmachtet und sich zum Fürsprecher des Volkes gemacht. Die Stadt erblühte, die Preise sanken, die Straßen waren wieder sicher und Rienzo wurde als Held gefeiert.

Aber mit der Geste sagt er den Menschen: Auf euch kommt es an, auf euch, nicht auf mich. Wohl dem Volk, das keine Führer braucht. Verlasst euch nicht auf mich, steht auf, seid füreinander da. Ihr seid das Licht der Welt.

Das gilt auch uns, findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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