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27.08.2023
Gold und Silber hab ich nicht

Er war eines von diesen städtischen Originalen, diese Typen, die zum Straßenbild dazugehören und die jeder kannte, der Bettler an der schönen Pforte. Das war der Haupteingang damals, als Jerusalem noch einen Tempel hatte. Gelähmt, mit Geburtsfehler, und irgendwie durchgekommen, mit der Hilfe derer, die ihn täglich an seinen Platz setzten, wenn die Mittagshitze durch war.
Fromme Pilger eilten an ihm vorbei. Vor ihm klimperten die Münzen.
An einem Tag gingen auch die beiden Apostel Petrus und Johannes zum Tempel. Natürlich bat er sie um ein Almosen. Doch Petrus gab nichts, sondern sagte: „Sieh uns an!“
Und er sah sie an. Was würde er von ihnen bekommen?
„Gold und Silber habe ich nicht“, sagt Petrus. Na toll, passiert auch höchst selten, dass einer mit Gold und Silber um sich wirft. Ein Sesterz aus Messing wäre schon mehr als genug. Oder ein paar Kupfermünzen. „Aber“, sagt Petrus, „was ich habe, gebe ich dir: Im Namen von Jesus Christus, steh auf und geh umher.“
Der Apostel zieht den Bettler auf die Füße und die Füße tragen. Zum ersten Mal. Was für ein Mut des Bettlers: zuzufassen, sich hochziehen zu lassen, auf die eigenen Füße zu kommen.
Doch alles beginnt mit dem Hinsehen von Petrus. Nach vielen Jahren, eingerichtet in der Not: erkennen, was fehlt. Die trauen sich. Und tun das Wunder.
Gott schenke uns Menschen, die hinsehen! Dann ist es sogar möglich, laufen zu lernen. Die Bereitschaft genau hinzusehen, die ist nicht mit Gold und Silber aufzuwiegen.
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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