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05.01.2017
Kostbare Freundschaft

Als Reiner 1939 geboren wird, verstecken ihn seine Eltern. Der kleine Sohn ist mit Behinderungen zur Welt gekommen. Ein Schrankversteck rettet ihn vor dem Euthanasieprogramm der Nazis, die alle behinderten Menschen für lebensunwert erklären.

Reiner überlebt diese Zeit und wird sich nie mehr verstecken. Im Gegenteil. Er wird eine Frohnatur mit einem Kämpferherz. Er sitzt zwar im Rollstuhl, aber er ist dennoch sehr beweglich. Seine Frohnatur ist ansteckend. Er ist immer mittendrin, nicht nur dabei. Reiner hat einen großen Freundeskreis. Der wird später seine Familie, als es die eigene nicht mehr gibt. Viele der Freunde könnten vom Alter seine Kinder sein. Sie alle achten und schätzen ihn. Vielleicht auch, weil er seinen Zustand nie beklagt. Wer ihm begegnet, vergisst sehr schnell, dass er im Rollstuhl sitzt und durch spastische Lähmungen völlig verkrampft ist. Er sieht die pure Lust am Leben, am Genuss, an Gesellschaft.

Nun ist Reiner gestorben. Da er keine direkten Angehörigen mehr hat, wäre nur ein ganz schlichtes Begräbnis möglich. Das lassen die Freunde aber nicht zu. Sie sammeln Geld, damit es eine würdige Trauerfeier wird, kümmern sich um eine Grabstelle, um Musik, ein Freund gestaltet ein Grabkreuz. Alle werden kommen, die Trauerhalle wird voll werden. Reiner hätte seine helle Freude daran. Seine Geschichte ist eine Geschichte von Freundschaft. Eine unter vielen. Eine, die zeigt: Freundschaft ist ein kostbares Gut. Und manchmal reicht sie sogar über den Tod hinaus.

Pflegen wir unsere Freundschaften. Meint Cornelia Biesecke, ev. Pfarrerin aus Eisenach.


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