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18.09.2020
Lebt

Gerds Eltern sind 84. Sie haben in Frankreich ein Ferienhaus. Und schon lange geplant, jetzt, im Altweibersommer, dort zu sein. Es steht in einer Region, die kein Corona-Risikogebiet ist. Aber das Nachbardepartement. Der Bruder hat dringend abgeraten. Sie könnten doch nächstes Jahr noch fahren. Gerd hat ihnen Mut gemacht: Fahrt los.
Weil man erstens mit 84 nicht einfach Pläne auf das nächste Jahr verschieben kann. Und zweitens wohnen Freunde der Eltern gleichen Ort. Sie kennen sich seit 35 Jahren. Dem Mann geht es sehr schlecht, er wurde gerade letzte Woche am Darm operiert und liegt noch in Lyon im Krankenhaus. Krebs.
Sie sind losgefahren.
Jetzt sind sie seit einer Woche dort unten.
Mit der Freundin haben sie schon zwei spontane Abende auf der Terrasse verbracht. Viel gelacht und wohl auch geweint. Eine Generation nimmt Abschied. Langsam aber sicher. Das sollen sie gemeinsam tun.
Manche Dinge dulden keinen Aufschub. Wenn es Zeit ist, zu weinen, dann weine.
Und auch die schönen Dinge lassen sich nicht portionieren oder eintakten. Wenn es Zeit ist zu lachen, dann lache.
In aller Vorsicht darf auch Mut liegen. Das Leben braucht ein gutes Maß: sich klug zurückhalten und mutig nach vorn gehen, die Augen aufhalten, aber auch vertrauen.
Lebt! Das sagt Jesus zu uns. Und schaut uns aufmunternd in die Augen.

Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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