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03.05.2018
Mare nostrum

„Sie waren alle nur Haut und Knochen, als würden sie aus einem Konzentrationslager der Nazis kommen“, so sagt es ein sizilianischer Bürgermeister. Er meint die, die in seiner Gemeinde an Land gehen, nicht Touristen, sondern Geflüchtete, die es über’s Mittelmeer geschafft haben.

Mare nostrum, so nannten die Römer das Mittelmeer: Unser Meer. Ja, hier entscheidet sich, was die europäischen Werte wert sind. Es wird wärmer und es wagen wieder mehr Flüchtende die lebensgefährliche Überfahrt. 550 Menschen haben das seit Anfang des Jahres nicht überlebt. Es gibt kaum noch Rettungsaktionen, dafür mehr Gerangel mit der libyschen Küstenwache. Die ist von der EU ausgerüstet und fängt Flüchtende ab – und … bringt sie zurück in die Hölle, der sie gerade entkommen waren. In libyschen Lagern wird gefoltert, sind Vergewaltigungen und Menschenhandel an der Tagesordnung. Der Anlass für den Bürgermeister, sich so drastisch zu äußern, war ein Mann, der, kaum war er vom Boot, zusammengebrochen ist. Er war verhungert.

Was der Bürgermeister täglich zu sehen bekommt … diese Bilder erreichen uns schon lange nicht mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das hat die europäische Flüchtlingspolitik erfolgreich geschafft. In bayerischen Amtsstuben werden Kreuze aufgehängt und in Sonntagsreden die christliche Werte des Abendlandes beschworen. Was sie gelten, entscheidet sich auch in den libyschen Lagern und wenn wieder ein Flüchtlingsboot in Seenot gerät.

Mare Nostrum, unser Meer, da ist ein Mensch auf deinen Grund gesunken.

Da ist ein Mensch in seiner Not ertrunken.

Mit ihm sind wir auf unsern Grund gesunken,

findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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