Unterwegs im Zug, und Fetzen verlorener Tage schweben vorbei. Kopfhörer auf, Musik an: „Ich flieg hoch – doch immer wieder lande ich bei dir“.

Mitten ins Herz tönt das. Tränen in den Augen die Musik lauter gedreht. Er hat es wieder getan, der Grönemeyer: mir einen Wurm ins Ohr gesetzt, und: mich erwischt! Mich in meiner unbändigen Sehnsucht gepackt – nach dem Hochgefühl, die Erdenschwere zu vergessen: Hoch über den Wolken, Sonne im Gesicht. Was kostet mich das Leben? Die Welt hat kein Gewicht.

Und immer wieder lande ich bei dir. Bei einem, der da ist, wenn der Treibstoff der Euphorie verbraucht ist und man unsanft aus der Höhe sackt. Der nicht fragt: „Warum bist du nicht oben geblieben?“, sondern: „Schön, dass du wieder da bist.“ Bin bisschen alleine, wenn ich flieg. Doch immer wieder lande ich bei dir.

Der Wechsel von Fliegen und Landen an sicherem Ort – das ist keine neue Idee. Sie klingt schon vor Jahrtausenden in einem Psalm an, einem Lied der Bibel: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.“ (Psalm 73,23)

Du fängst mich auf, du hältst mich aus. Du hältst mich fest, felsenfest. Meine Landebahn ist hier, bei dir. Da verschmelzen die Lieder, in den Moment hinein, wo alle Höhenflüge vorbei sind. Da ist dieser sichere Ort für mich auch Gott.

Manchmal lande ich unsanft, bin wütend und enttäuscht. Doch immer wieder lande ich bei dir – mein Novemberpsalm.

Juliane Baumann, evangelisch aus Erfurt.