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30.08.2018
Rauf und runter

Ich kann’s schon nicht mehr hören, sagt meine Kollegin auf dem Gang. Ich will nicht mehr. Es ist eigentlich alles gesagt. Lass uns über ´was anderes reden. Kleine Pause. Dann: Aber es macht mir auch Angst. Und ich nicke.

Den ganzen Tag Liveticker im MDR. Alle halbe Stunde eine neue Meldung – zu Chemnitz. Wer hat was gesagt, was ist wo durchgesickert, wer will jetzt dort was machen. Mir geht es so: Je mehr ich lese und höre, umso mehr will ich wissen. Aber es ist wie ein Strudel. Er zieht mich nach unten. Macht mir richtig schlechte Laune.

Also lasse ich die Arbeit kurz liegen und gehe ein paar Schritte aus dem Büro. Muss mal Luft kriegen. Gehe an dem idyllischen Seitenarm der Gera entlang. Die Sonne ist warm. Im flachen Wasser steht barfuß ein junger Vater mit seinem Baby auf dem Arm. Sieht entspannt aus. Ein paar Studenten gehen plaudernd vorbei. Es ist ein schöner Tag.

Der Ticker tickt, der Kommentatoren kommentieren, die Nachrichten berichten, die Mühle dreht sich. Die Sonne scheint.

Und ich erwische mich, wie ich um Frieden im Land bete. Und erschrecke und denke: Ist es schon soweit?

Doch: Ich bete um Frieden. Dass der Hass dahin kommt, wo er hingehört: zum Holzhacken oder zu einem Therapeuten. Nicht auf die Straße. Das wird unheilvoll.

Und dass  die besonders Aufgeregten ihr Gesicht in die Sonne halten können, wie der junge Vater. Und durchatmen. Und dass wir mehr auf das schauen, was wir wollen: dass wir das zusammen hinkriegen. Zusammen!

Ulrike Greim, Evangelische Kirche.


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