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01.04.2022
Selbstbild mit geschlossenen Augen

„Das ist bloß DDR-Kunst“, sagt einer zu mir, etwas abschätzig: Käthe Kollwitz. Für mich ist es die erste Begegnung mit der Künstlerin. Und es ist so aktuell, dass es weh tut – was man noch für ein paar Wochen im Kunsthaus Apolda sehen kann.
Leiden verändern und zerbrechen Menschen. Käthe Kollwitz zeigt es uns in ihrem eigenen Gesicht. Krieg und Trauma haben Furchen gezogen.
Am längsten stehe ich vor dem Bild mit dem Titel: „Selbstbildnis mit geschlossenen Augen.“
Das ist eigentlich eine künstlerische Unmöglichkeit – sich selbst malen, wie man sich selbst nie gesehen hat. Und hinterher sieht man sich so, wie man sich nie sehen wird. Mit Augen, die ausruhen dürfen, weil sie zu viel gesehen haben. Ein wenig: entspannt, etwas gelöst, wie weggedämmert aus dieser Welt.
Und vielleicht mit der Hoffnung: einmal gesehen werden in der Ruhebedürftigkeit.
Darf man das vermuten, dass da noch ein eiserner Restbestand an Hoffnung da ist aus ihrer frommen Erziehung?
Käthe Kollwitz stammt aus einer strenggläubigen Familie. Evangelische Freikirche. Ist daher ihr Blick auf die Armen auch Gottes Blick?
Und dann ihr Leid als Mutter, weil der Sohn stirbt im Krieg. Sie hatte selbst seiner Meldung zugestimmt. Davon erholt man sich nicht. Was, wenn man nicht mehr glauben will? Aber wenn da so eine Sehnsucht ist nach Erlösung, dass man nicht nicht glauben kann? Am Ende wird Gott alle Tränen abwischen, heißt es in der Bibel.
So glaubt Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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