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02.04.2022
Neue Naivität gesucht

Heute ist der internationale Tag des Kinderbuches. Wie wäre es – soll ich eines verschenken? Vielleicht das ungeahnt aktuelle von Kirsten Boie „Heul doch nicht, du lebst ja noch“? Oder doch einen Klassiker?
Ich persönlich denke bei weitem lieber an die Kinderbücher, die ich hatte, als ich ein Kind war als an die Kinderbücher, die den Kindern heute vorgesetzt werden.
Misstrauisch überlege ich, ob sich mit Klassikern weniger Geld verdienen lässt und die Verlage deshalb Ramsch produzieren wie die „Schule der magischen Tiere“? Oder die kleine Conny, der immer alles gelingt, und die jedes Trauma bei drei überwindet?
Verwunderlich nur, dass sich die Kinder nicht daran stören. Sie hören selbst dann fasziniert zu, während sich in mir bei jedem Satz das Gefühl von kulturellem Niedergang breitmacht.
Könnte also sein, dass meine Wahrnehmung täuscht.
Weil mich die Wehmut befällt, dass ich nicht mehr das gleiche Wunder erlebe, wie in meiner Kindheit, als die Figuren in meinem Kopf lebendig geworden sind.
Und dann ist da noch meine Sehnsucht: dass es eine Tradition gibt, gemeinsame Geschichten, von denen klar ist, dass die uns alle prägen. Sollte das nicht so sein, dass wir gemeinsame Geschichten haben über alle Generationen hinweg?
Ja, der Kinderbuchtag ist was Gutes. Aber nicht nur für Kinder. Sondern auch für die Älteren. Das wir innehalten und fragen: Wer verzaubert mir wieder das Leben?
So meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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