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03.03.2023
Sheyar in Kassel

Im vergangenen Jahr sind 1,5 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, aus der Ukraine, aber auch aus anderen Ländern. Das belastet die Kommunen, die Kommunen belasten die Länder, die Länder den Bund. Flüchtlinge sind eben ein Problem. Wir haben das schon einmal erlebt – wie das Willkommen in Abwehr gekippt ist. Wird es wieder kippen?

Ich bin mit zwei syrischen Brüdern befreundet. Einmal war der Jüngere allein ins Rheinland gereist und zurück nach Eisenach war er in Kassel hängengeblieben. Der letzte Zug war weg. Also telefonieren wir und ich biete ihm an, ihn mit dem Auto abzuholen. Darauf er: „Nein, nein, kein Problem.“ Das sagt er immer. Und ich: „Aber Du kannst doch nicht allein …“ Da fängt er an zu lachen. „Weißt Du“, sagt er, „mein Vater hat mich an die türkische Grenze gebracht, da war ich 16, dann bin ich durch die Türkei, nach Griechenland und habe es bis nach Deutschland geschafft, zu meinem Bruder – das Stück bis nach Eisenach, kein Problem“.

Da kommen Menschen, die, auch wenn sie nichts haben, doch etwas mitbringen: Lebenserfahrungen, die für zwei Leben reichen. Manche haben – notgedrungen – die halbe Welt gesehen. Sie lassen sich nicht unterkriegen. Entschlossenheit ist ihr zweiter Vorname. Sie kommen aus Kulturen, die uns fremd sind, aber es nicht bleiben müssen. Wer Menschen nur als Belastung betrachtet, behandelt sie vielleicht irgendwann auch so. Nur wird ihnen das nicht gerecht.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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