Augenblick mal, MDR, Radio, Radio-Andacht, Radio-Andachten, Radioandacht, Radioandachten,

05.07.2018
Tamhineh

Eine Taufe. Der Priester bittet die Eltern zum Taufstein. Der ist alt und ramponiert. Gerettet aus einer Kirche, die es jetzt nicht mehr gibt. Er redet leise, denn es darf draußen niemand hören. Er spricht die alten Worte. Den Segen. Träufelt Wasser über das kleine Köpfchen. 

Die Eltern strahlen nicht. Sie beten. Möge Gott dieses Geschöpf bewahren und behüten auf allen Wegen. Sie singen leise ein altes Lied. Draußen fahren Panzer. Sie beten das Vaterunser. Draußen ruft irgendwo ein Muezzin zum Gebet. Später zum Dschihad. Die Eltern tupfen vorsichtig das Wasser von der Stirn des Mädchens. Es soll dazugehören zum großen Gottesvolk. Zum Volk Abrahams, Isaaks und Jakobs. Soll mit den Söhnen Ismaels Frieden lernen.

Draußen fallen Schüsse.

Was heißt es, getauft zu sein – im Irak?

Was heißt es, unter Gottes Schutz zu stehen?

Dass die Engel dies Kind behüten auf allen Wegen? Dass es seine Füßchen an keinen Stein stößt? Was für eine naive Vorstellung.

Die Unterdrücker sind nie weit –in diesem Land. Und ihre willigen Soldaten.

Sie werden dieses Kind bedrängen. Sie werden seine Seele und seinen Körper malträtieren. Es wird für seine Taufe einen hohen Preis zahlen.

Aber eines Tages, so glaubt es der Priester, eines Tages wird Gott die Stricke zerhauen. Die Fesseln lösen. Die Ketten sprengen.

Eines Tages wird dieses Mädchen Gott mehr trauen, als seiner Angst. Es wird selber eine Priesterin werden. Brücken bauen. Wunden heilen.

Gottes Schutz und Segen für alle Christinnen und Christen im Irak – wünscht Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar