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13.04.2022
Trostgurken

Seit ein paar Tagen wohnt sie bei einer alten Frau, und wenn sie im Ort sagt, wo sie jetzt wohnt, dann lächeln alle freundlich und sagen: Bei der Frau mit den Trostgurken. Zuerst hat sie nicht verstanden was die Leute meinen, aber dann hat sie mitgeholfen, die Gurken zu waschen und in Gläser einzulegen. Eine gewohnte Prozedur, das spürte sie gleich. Dann erzählte ihre alte Gastgeberin. 

Ja, ich mache das schon seit vielen Jahren. Wenn jemanden im Ort ein Unglück trifft. Wenn jemand stirbt oder sich Menschen trennen. Dann gehe ich in das Haus und schenke Ihnen ein Glas Gurken. Weißt Du, man braucht etwas für den Leib, wenn die Seele verzweifelt neben Dir steht. Und dann sitze ich da in der Küche, manchmal machen wir schweigend das Glas auf und essen ein paar der Gurken. Ich bin einfach nur da. Das hat sich zufällig vor Jahren ergeben, ich war so hilflos und wusste nicht was ich sagen sollte, aber ich wollte hingehen. Und da dachte ich, nehme ich doch einfach ein Glas Gurken mit. Und so mache ich es bis heute. Weißt Du, es ist komisch, dass ich oft schon erwartet werde. Die Menschen brauchen Trost. Und manchmal reichen ganz einfache Gurken als kraftvolles Zeichen.  

Jesus tröstet seine Jünger auch mit einem Mahl. Mit Brot und Wein. Nacheinander sehen, Zusammenbleiben und zusammen essen in trostlosen Tagen. Damit wir bei Trost bleiben. 

Sagt Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland 


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