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22.09.2023
Wahnsinn

17 Jahre ist er alt. Als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling ist er übers Mittelmeer gekommen. Nach Lampedusa. Das war vor ein paar Wochen. Aus welchem Land er kommt, weiß ich nicht mehr. Ich habe ihn vor ein paar Tagen im Fernsehen gesehen. Und war erschrocken, wie verletzlich er aussieht. Er könnte mein Sohn sein.

Ich möchte lernen, sagt er. Viel lernen. In seiner Heimat hat er nur geschuftet, schon als Kind. In einer Auffangstelle für Minderjährige ist er jetzt untergekommen. Nicht mehr auf Lampedusa. Dort ist alles nur Wahnsinn, sagt er.

Genau das denke ich auch. Ein Wahnsinn ist das alles. Alle sind am Limit. Die, die fliehen und die, die nicht mehr wissen, wie sie sie versorgen sollen.

Ich sehe einzelne Gesichter vor mir: Die Einwohnerin auf Lampedusa, die sagt: Wir werden hier überrollt. Wir können nicht mehr. Den ratlosen Bürgermeister hier im 800-Seelen-Dorf, der nicht mehr weiß, wo die neuen Flüchtlinge hin sollen und der von allen Seiten beschimpft wird.

Und ich sehe diesen 17jährigen, der auf eine Zukunft hofft, der alles dafür tun will, und in Gottes Namen eine faire Chance verdient.

Was für ein Wahnsinn! Wie so viele Menschen bin ich ratlos. Was soll werden? Gott, gib Kraft für weise Entscheidungen! Hilf uns, zu fairen Lösungen zu kommen. Und immer den Menschen zu sehen. So, wie auch wir gesehen werden wollen. So bete ich.

Cornelia Biesecke, Eisenach, evangelische Kirche.


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