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24.03.2017
Wege zum Nachbarn

Geht’s auch erst einmal im Frieden?
Ich bekomme neue Nachbarn. Eine WG. Ich seufze. Ahne schon, was kommt. Genau. Laute Musik. Bis spät nachts. Ätzend! Ich wohne schon lange hier und habe mich noch nie beschwert. Jetzt tue ich es. Ich gehe nach unten und klopfe. Die Musik ist so laut, dass sie es nicht hören. Ich klingele. Keine Reaktion. Ich klingele Sturm. Mehrfach. Keine Chance. Stunden später noch einmal. Null Reaktion.
Ich suche im Internet, bis wann das Ordnungsamt zuständig ist und ab wann die Polizei. Denn ich bin stinkig.
Einmal noch versuche ich es im Frieden. Schreibe einen zornigen Brief und klebe ihn den Nachbarn an die Tür: Dass Bass und Beats durch alle Wände gehen. Dass es mich tierisch nervt. Und dass es charmantere Wege gäbe, uns kennenzulernen. Bei einem Kaffee zum Beispiel.
Am Abend habe ich einen Zettel an der Tür kleben. Kriege kurz kalte Hände, weil ich Krieg erwarte. Stattdessen: ein echter lieber Gruß und eine fette Entschuldigung. Das war rücksichtslos von uns, schreibt der neue Nachbar. Und zum Schluss: „Das Angebot zur Tasse Kaffee würden wir gerne annehmen.“ Und: er heißt Martin.
Kaffee mit Nachbarn – so stelle ich mir mein Leben vor.
Es geht auch im Frieden.
Das halten wir mal fest.
Schönen Tag ihnen!
Ulrike Greim, Weimar, Evangelische Kirche.


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