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07.10.2021
Wie viel Erde braucht der Mensch?

Wie viel Erde braucht der Mensch? So heißt eine Geschichte von Leo Tolstoi. An die musste ich jetzt denken, als ich die MDR-Doku „Die DNA des Ostens“ gesehen habe. Gibt’s in der ARD-Mediathek. Wer sind wir Ostdeutschen, gibt es uns überhaupt noch, was macht uns aus? Das ergründet der Film. Gleich mehrere, die da zu Wort kommen, erzählen vom Mangel in der DDR und wie sie der Überfluss des Westens fasziniert hat. Der hat sie aber nicht glücklicher gemacht, sondern eher zurückgeworfen auf die Frage: Was brauchen wir zum Leben, wie viel Erde braucht der Mensch?

Tolstoi erzählt in seiner Geschichte von einem Bauern, dem angeboten wird, für 1000 Rubel so viel Land zu bekommen, wie er an einem Tag umlaufen kann. Bei Sonnenuntergang muss er dort wieder ankommen, wo er bei ihrem Aufgang gestartet ist. Er macht sich also auf den Weg, läuft weite Strecken, wechselt die Richtung und steuert, als die Sonne schon sinkt, auf sein Ziel zu. Man spürt, wie der Grat, auf dem sich der Mann bewegt, immer schmaler wird: doch noch ein bisschen mehr Land gewinnen und gleichzeitig gegen die Zeit anrennen. Er schafft es. Er erreicht den Hügel bei den letzten Sonnenstrahlen. – Und fällt tot um. Die ihm das Land vermachen wollten, heben ein Grab aus, „genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte und scharren ihn ein“. Da ist sie, die Antwort auf die Frage: Wie viel Erde braucht der Mensch?

In dem Film sagt eine Frau: Die „Frage ist, ob man wirklich glücklicher ist mit ganz vielen Sachen. Das macht’s, glaube ich, nicht aus.“ Vielleicht gehört das zu unserer DNA des Ostens.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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