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30.05.2023
Wir brauchen Geist

Pfingsten, der Pfarrer soll im Kindergarten erklären, was das ist. Ein schwieriger Termin! Die kleinen im Stuhlkreis um mich herum, ich, der Pfarrer, auf einem viel zu kleinen Stuhl zwischen ihnen, die Knie an den Ohren, aber das war noch nicht das Unbequemste: „Pfingsten“, begann ich. „Der Heilige Geist…“, versuchte ich zu erklären, aber ich kam nicht weit. Die Kinder schrien: „Es gibt keine Geister…“
Man sieht es ja förmlich vor sich, es ist Schlafenszeit und die Kinder bekommen es mit der Dunkelheit zu tun. Eine Ahnung steigt auf. Da könnte etwas sein, im Dunkeln. Etwas Unbeherrschbares.
Was will man sagen als Mutter? Die Decke noch mal schön hochziehen. Ein Kuss auf die Stirn. Natürlich es gibt keine Gespenster.
Welch gute Nachricht.
Bloß halt Geist? Wie erklärt man den Kindern, dass man trotzdem Geist braucht. Den guten Geist, wie eine gute Inspiration.
Im Kindergarten ahnen sie noch nichts von dem normalen Horror, der später kommt. Der Horror des Erwachsenenlebens. Und das ist Geist-Losigkeit. Öde Routinen. Professionelles Lächeln, bei manchen kann man es sogar hören am Telefon. Menschen als Mittel zum Zweck, ach was, Menschen, Vollbeschäftigteneinheiten in einer Tabelle.
Wie schön wäre das, die Mutter könnte noch mal abends in unser Zimmer kommen. Wir müssen sie nicht sehen, es ist ja dunkel, wir wissen aber, wie sich ihre Schritte anhören auf dem Parkett, wie sie atmet, wie sie seufzt. Es wird warm, die Angst verschwindet. So wirkt der Heilige Geist. Als Mutterkraft Gottes.


Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.


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