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06.04.2024
Zeig uns das Licht, Rembrandt!

Den Rembrandt nehme ich genau unter die Lupe. Erst damit erkenne ich die feinen Striche und Verästelungen. „Radierung“ nennt man seine Technik. Mit einer Nadel überträgt der Künstler eine ultrafeine Skizze auf eine präparierte Metallplatte. Man braucht Wachs und - das klingt gefährlich! – Salpetersäure. Schließlich kann er einige wenige Exemplare seiner Zeichnung drucken.
Rembrandt haben seine Radierungen berühmt gemacht. Rechts und links von mir im Kunsthaus Apolda stehen andere Menschen, die beugen sich genauso mit zusammengekniffenen Augen über die Bilder. Vorsichtig bewegen sie ihre Lupen.
Ich sehe sogar ein winziges, millimeterfeines Gesicht auf dem Kruzifix, das in der Schrankwand eines Apothekers steht. Erstaunlich: Das Kruzifix leuchtet, es steht im Licht, obwohl das Licht aus einer anderen Richtung kommt; durchs Fenster natürlich. Portrait des Apothekers heißt das Bild. Rembrandt macht deutlich, dass dieser Apotheker, ein Mann der Naturwissenschaft, noch ein anderes Licht hat, das ihm leuchtet, hinter ihm im Regal. Das fasziniert mich am meisten an den Radierungen von Rembrandt: Wie er uns das Licht zeigt. Licht ist überall da, wo der Künstler nichts hineingraviert hat, es ist das, was zuerst da ist, und was man doch übersieht. Man kann es nicht machen, aber der Künstler kann es zeigen.
Das ist ein schöner Wunsch für die Osterzeit: Möge es da Menschen geben, die uns über unserer Dunkelheit das Licht zeigen.

Das hofft
Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda


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