Christlich-Jüdischer Dialog
Empfehlung des Beirates für christlich-jüdischen Dialog der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zum Israelsonntag
Eher unbeachtet, aber im liturgischen Jahreskreis doch mit einem festen Platz, wird am kommenden Sonntag der Israelsonntag gefeiert. Er erinnert die christliche Gemeinde an die Treue Gottes zu seinem Volk und an die kirchliche Tradition der Herabwürdigung, Diffamierung und Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden, die in die Shoah mündete. Wir sind dankbar, dass nach der langen Geschichte christlicher Schuld Neuanfänge gelungen sind und Wege der Annäherung und des Dialogs zwischen Kirche und Judentum eröffnet wurden.
Mit Sorge nehmen wir die gesellschaftliche Polarisierung angesichts der Lage im Nahen Osten wahr, die sich auch in kirchlichen Äußerungen und Debatten niederschlägt. Aus den Gesprächen mit den jüdischen Gemeinden hören wir, dass einzelne Aussagen aus dem kirchlichen Raum mitunter als einseitig bis bedrohlich empfunden werden- in einer gesellschaftlich angespannten Situation, in der jüdische Gemeindeglieder fürchten müssen, nach den Schabbatfeiern von ihren Synagogen sicher nach Hause zu kommen. Wir hören, dass einfache Gemeindeglieder für Positionen in Haftung genommen werden, nur weil sie jüdisch sind, oder sich genötigt fühlen, politisch Stellung zu beziehen zu Fragen, die selbst von Politikern und Intellektuellen in ihrer Komplexität oftmals nicht angemessen verbalisiert werden können.
Der Beirat für christlich-jüdischen Dialog empfiehlt, einer aufgeladenen Politisierung zu widerstehen und stattdessen die Stimmen zu stärken, die sich für Dialog, Rationalität und friedliche Koexistenz einsetzen, wie jüngst eine Erklärung der Institution „Studium in Israel“ oder die Selbstverpflichtung zur Vertiefung des interreligiösen Dialogs aus dem Internationalen Rat der Christen und Juden.
Der Israelsonntag ist eine Chance, an die gemeinsamen religiösen Wurzeln zu erinnern. Aus der langen, oft mit Hass, Verurteilung und Feindschaft aufgeladenen Geschichte, gibt es nur einen Schluss: Dialog, Gespräch und die Anerkennung des Lebensrechtes und der Menschenwürde aller Menschen. Jakob, der Enkel Abrahams - Urvater der monotheistischen Religionen aus Juden, Muslimen und Christen - trägt den Beinahmen Israel. Wir sind Geschwister einer einzigen Menschheitsfamilie.
Erfurt, den 22. August 2025
Der Beirat für christlich-jüdischen Dialog der EKM
Weiterführende Links:
https://www.iccj.org/resources/iccj-statements/iccj-declaration-2025.html (Erklärung zum Interreligiösen Dialog des International Council of Christians and Jews)
https://www.studium-in-israel.de/ (Statement in Support of Academic Dialogue)
https://www.reformiert-info.de/Breite_deinen_Frieden_aus-39821-0-0-9.html (Gebet zum Israelsonntag)
„Die Kirche fördert das christlich-jüdische Gespräch, setzt sich für die Versöhnung mit dem jüdischen Volk ein und tritt jeder Form von Judenfeindschaft entgegen.“
Laut Art. 2 (6) der Kirchenverfassung der EKM ist der christlich-jüdische Dialog eine wichtige Aufgabe der Landeskirche.
Er wird durch einen Beauftragten der EKM für christlich-jüdischen Dialog gepflegt.
Zur Erfüllung der Aufgabe wirkt der Beirat hin auf
- die Begegnung mit dem lebendigen Judentum, vor allem durch den Kontakt zu den jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und nach Israel,
- die Aufarbeitung historischer Themen, insbesondere in Hinblick auf die Verantwortung der Kirche bei der Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens,
- die Verankerung der Ergebnisse des christlich-jüdischen Dialogs in Gottesdienst und Gemeindearbeit,
- die Berücksichtigung des christlich-jüdischen Dialogs in der Aus- und Weiterbildung.
Studientage machen sichtbar, wie die Erkenntnisse des christlich-jüdischen Dialogs in der Gemeindearbeit, in Gottesdienst und Kirchenmusik genutzt werden können.
Die 2. Landessynode der EKM hat sich in Auseinandersetzung mit „Martin Luther und die Juden. Erbe und Auftrag“ verpflichtet:
- ... jeder Form von Antisemitismus zu widersprechen
- ... in Lehre und Leben das religiöse Selbstverständnis der Judentums zu achten
- ... für Religionsfreiheit einzustehen und der Entrechtung, Diskriminierung und Zerstörung jüdischen Lebens entgegenzutreten
- ... den Reichtum der jüdischen Schriftauslegung wahrzunehmen und sich mit antijüdischen Interpretationen der Bibel auseinanderzusetzen
Werner-Sylten-Preis
Werner-Sylten-Preis
Der Werner-Sylten-Preis der EKM wird für Projekte zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs vergeben. Dazu zählen Projekte, die Antisemitismus widersprechen, das jüdische Erbe unseres Landes und des Christentums wahrnehmen, sich mit kirchlichem Antijudaismus auseinandersetzen und für Begegnung mit dem lebendigen Judentum eintreten.
Bisherige Preisträger:
Preisträger des Werner-Sylten-Preises der EKM für christlich-jüdischen Dialog
Kollekte
Die Kollekte „Christlich-jüdische Dialog der EKM“ hilft Kirchenkreisen, Kirchengemeinden und Initiativen bei der Durchführung von Projekten und Begegnungen.
Vortragsreihe "Europäische Werte - jüdisch-christliche Wurzeln"
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum, der jüdischen Landesgemeinde in Thüringen und dem Katholischen Forum im Land Thüringen veranstalteten wir im Sommer 2021 eine Vortragsreihe.
Die Vorträge sind hier zum Nachhören verfügbar.
Die Vortragsthemen und Referierende waren:
26. Juli 2021 - Prof. Dr. Holger Zaborowski, Erfurt - Religionsfreiheit und Toleranz
2. August 2021 - Landesrabbiner Alexander Nachama, Erfurt - Schöpfungsbewahrung und Nachhaltigkeit
9. August 2021 - Rabbiner Andrew A. Steiman, Frankfurt/Main - Recht und Gerechtigkeit
16. August 2021 - Prof. Dr. Karma Ben Johanan, Berlin - Dialog und Verständigung | Anmoderation deutsch | englisch
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Preisträger des WernerSyltenPreises Stand20240801 - (Aug 19, 2024 / 719 KB)
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Werner-Sylten-Preis - (Mar 3, 2022 / 145 KB)
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Martin Luther und die Juden - Flyer - (Mar 3, 2022 / 295 KB)
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Ausschreibung Kunstprojekt "Mit Judenhass vergiftet" - (Jan 21, 2019 / 252 KB)
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Vergaberichtlinie Christlich-Jüdischer Dialog - (Jan 21, 2019 / 37 KB)
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Preisträger des Werner-Sylten-Preises - (Sep 27, 2022 / 622 KB)
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Preisträger WernerKrusche Stand20230717 - (Aug 7, 2023 / 707 KB)
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Empfehlung zum Israelsonntag - (Aug 25, 2025 / 105 KB)