PM 18 | 07.06.2005
Bischof Kaehler zu Mel Gibsons PassionsFilm

Landesbischof Kähler: Mel Gibsons Passions-Film hat große Bildkraft

Eine unverkrampfte und offene Auseinandersetzung mit dem Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson wünscht sich Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. „Es ist ein starker und sehenswerter Film mit einer großen Bildkraft“, sagte Kähler, der den Film bereits bei einer Voraufführung gesehen hat.

Der Film dürfe allerdings nicht als rein historische Darstellung des tatsächlichen Leidensweges Jesu angesehen werden. Der Film nutze die Erzählungen des Neuen Testamentes. Zwischen der Kreuzigung und der Abfassung der Evangelien lägen aber mehrere Jahrzehnte. Die Evangelisten hätten kein Protokoll der Ereignisse vorgelegt, sondern Erzählungen, in die ihre Glaubenserfahrungen eingeflossen seien, unterstrich der Bischof. Gibson habe außerdem viele Motive aus alten und modernen Kreuzigungsdarstellungen aufgenommen und seinen eigenen Glauben ausgedrückt.

Zu dem Vorwurf, der Film verherrliche Gewalt, sagte Kähler: „Der Film zeigt das Leiden Jesu zwar sehr direkt und wer bei Gewaltszenen im Fernsehen wegsieht, muß sich diesen Film nicht zumuten. Dennoch habe ich keine Gewaltverherrlichung gefunden. Jede Gewaltszene erfährt eine Antwort in den Gesichtern der Umstehenden. Dies reicht von Geifer und stiller Duldung bis zu Abscheu und Protest. Damit bleibt die Gewalt beim Zuschauer nicht kommentarlos zurück.“ Gerade mit den endlos scheinenden Gewaltszenen werde deutlich, daß das Leiden, das sich Menschen zufügen, unerträglich sei und bis heute andauere. „Nirgendwo gibt der Film einen Hinweis auf das gegenwärtige Leid in den Folterkellern und auf den Schlachtfeldern, den Slums und Flüchtlingslagern dieser Welt. Aber es gelingt dem Film, daß man sich selbst auf den Weg dorthin macht.“ Dabei sei auch hilfreich, daß der Film aus dem Leben Jesu erzähle, etwa wie sich Jesus der Steinigung einer Frau in den Weg stellt.

Auch den Vorwurf, der Film habe antisemitische Tendenzen, kann Kähler nicht bestätigen. Der Film mache keine der Gruppen, weder die Juden noch die Römer, für den Tod Jesu allein verantwortlich. „Die Frage nach der Verantwortung für Jesu Kreuzestod ist klar. In unserem Glaubensbekenntnis heißt es: ‚...gelitten unter Pontius Pilatus’. Das gilt.“

Der Film kann nach Ansicht des Bischofs Fragen nach dem Leiden und nach der Botschaft Jesu aufwerfen. „Wir als Kirche können helfen, den Film zu entschlüsseln. Und wir können anregen, das Buch zum Film zu lesen: Das Neue Testament.“ Der Film läuft am 18. März an; für den 22. März ist im Weimarer „Cinestar“ ein Gesprächsabend mit dem Bischof geplant.

Bei Rückfragen:
Ralf-Uwe Beck, 03691-212887 oder 0172-7962982


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