PM 64 | 21.06.2010
Ein Mystiker für alle – Wochenende im Zeichen von Meister Eckhart

Projekt für Kinder, Vorträge, Diskussionsreihe, Konzerte und Gottesdienst

Die Erfurter Predigergemeinde feiert vom 25. bis 27. Juni als Höhepunkt des Eckhart-Jahres ein „Großes Eckhart-Wochenende“. Eingeladen wird in das Predigerkloster – der Ort, an dem der Theologe und Philosoph Meister Eckhart selbst als Ordensprior gewirkt hatte. Geplant sind Vorträge, Diskussionsrunden, Konzerte, ein Gottesdienst sowie das Projekt „Meister Eckhart for Kids“.

„Für uns stellt sich die Frage, warum sich so viele moderne Menschen über Religionsgrenzen hinweg für diesen Gelehrten aus dem späten Mittelalter interessieren. Vielleicht hat es mit seinem Ruf als Mystiker zu tun – die Menschen suchen nach tieferer Erfahrung bei einem Meister der Sprache und der Lebenskunst. Wir wollen mit unserem Programm eine Annährung an Meister Eckhart ermöglichen, und zwar nicht nur für Akademiker, sondern für alle interessierten Erwachsenen und auch für Kinder“, sagt Johannes Staemmler, Pfarrer der Predigergemeinde.

Schwerpunkt ist das Wochenende vom 25. bis 27. Juni. Am Freitag beginnt die Abendreihe „Eckhart ins Gespräch bringen“. Prof. Dietmar Mieth, Präsident der Meister-Eckhart-Gesellschaft, hält einen Vortrag über die Elisabethpredigt Eckharts (25. Juni, 21 Uhr). In dieser Reihe soll nach einem Eingangsreferat jeweils gemeinsam das Thema des Abends besprochen werden. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Weitere Termine sind der 30. Juli, der 20. August und der 24. September.

Am Samstag (26. Juni, 11 bis 17 Uhr) werden Sieben- bis Dreizehnjährige unter dem Motto „Meister Eckhart for Kids“ den mystischen Gedanken des Meisters nachspüren. Die Jüngeren sollen sich zunächst als „Novizen“ in der Stadt auf die Suche nach ihm machen. Sie werden mehrere seiner Zeitgenossen und vielleicht auch ihn selbst finden können. Danach sollen sie sich am Schnitzen von Speckstein versuchen – es war eine Empfehlung Meister Eckharts, sich künstlerisch zu betätigen. Die Älteren sollen unterdessen unter professioneller Anleitung Gedanken Eckharts in Szene setzen. Am Nachmittag wird das Ergebnis als Performance auf die Straße gebracht. Wie im Kloster seit jeher Brauch, wird auch das leibliche Wohl nicht vergessen.

Am 26. Juni um 18 Uhr wird der Tag mit einer Ökumenischen Vesper im Hohen Chor der Predigerkirche ausklingen. Hier, wo Eckhart selbst einst Gottesdienst feierte, werden gregorianische Gesänge zu hören sein. Sie entstammen einer Erfurter Handschrift aus dem Jahre 1301. Das Papier gehörte zur heute nicht mehr existierenden Benediktskirche. Es kommt also aus der unmittelbaren Nachbarschaft Eckharts und wurde erst vor wenigen Jahren im Archiv der Predigergemeinde wieder entdeckt.

Am Sonntag (27. Juni) wird um 10 Uhr zum „Gottesdienst in memoriam Meister Eckhart“ eingeladen. Die Predigt hält Pfarrer Staemmler. Um 11.30 Uhr schließt sich ein kleines Konzert an: Reinhard Seehafer (geb. 1954) hat für sein Werk „Die Wüste hat zwölf Ding“ Worte der Mechthild von Magdeburg vertont. Zu Gast sind Undine Dreißig (Mezzosopran), Holger Arndt (Klarinette) und Matthias Dreißig (Orgel). Die beiden Musiker werden auch den Gottesdienst musikalisch umrahmen.

Zum Abschluss wird Prof. Mieth am Sonntag ab 11.45 Uhr einen weiteren Vortrag halten. Unter dem Thema „Der Meister und Marguerite“ beschäftigt er sich mit dem Verhältnis Eckharts zu den Beginen. In dieser mittelalterlichen Bewegung lebten unabhängige Frauen in christlichen Laiengemeinschaften ohne übergreifende Ordensregel. Das Beginentum war um 1300 in Erfurt sehr verbreitet. Marguerite Porete, deren Werk Eckhart kannte und auf deren Gedanken er Bezug nahm, wurde im Jahr 1310 als Ketzerin verbrannt.

Hintergrund:
1260 wurde Eckhart von Hochheim, einer der bedeutendsten Theologen und Philosophen des Mittelalters, im Thüringer Land um Gotha geboren. Als Jugendlicher kam er nach Erfurt ins Predigerkloster, wurde Dominikanermönch und Prior. Hier schrieb er einige seiner bedeutendsten Werke. Mit dem Eckhart-Jahr wird in Erfurt der 750. Geburtstag des Mystikers gefeiert. Das Katholische Forum, die Universität, die Evangelische Stadtakademie Meister Eckhart und die Evangelische Predigergemeinde haben dafür ein Programm zusammen gestellt. Zentrum ist das Evangelische Predigerkloster mit der dazu gehörigen Kirche – die einzige noch existierende Stätte, wo der große Mystiker nachweislich gelebt und gewirkt hat.

Das Gesamtprogramm im Internet: www.predigerkirche.de

RÜCKFRAGEN

Johannes Staemmler, 0170-2163316

Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar