PM 060 | 30.04.2022
EKM-Landessynode und Jugendsynode in Naumburg beendet

Jugendliche fordern mehr Klimaschutz, Mitspracherecht und Digitalität

Mit Beschlüssen zu Kirchengesetzen und Anträgen ist am heutigen Samstagnachmittag (30. April) die Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Naumburg zu Ende gegangen. Von der ersten Jugendsynode der EKM wurden Themen eingebracht, die künftig von der Landessynode diskutiert werden sollen, darunter die Nutzung von Kirchendächern für Solaranlagen, mehr Mitspracherecht für Jugendliche, die Förderung der Digitalität, das Erschaffen eines Liederbuches für die Landeskirche, das Aufgeben überholter Traditionen sowie mehr Willkommenskultur und Gemeinschaft in den Kirchengemeinden.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine teilt das Kirchenparlament die Sorge vieler Menschen vor einer Ausweitung des Krieges und unterstützt das Engagement von Landesbischof Friedrich Kramer als Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Logik der Eskalation dürfe die gesellschaftliche Debatte nicht bestimmen. Die Synodalen danken zudem allen Gemeinden und diakonischen Einrichtungen, die sich für Flüchtende einsetzen, verbunden mit der Bitte, sich auch weiterhin entschlossen einzusetzen für alle Menschen, die Opfer von Krieg und Gewalt sind, und ihnen Räume zu öffnen.

 „Wir verurteilen die offizielle Haltung des Moskauer Patriarchats zum Krieg in der Ukraine und den darin enthaltenen Missbrauch unserer christlichen Botschaft. Wir fühlen uns denen verbunden, die es wagen, dagegen aufzubegehren – in Russland, in der Ukraine und weltweit“, heißt es in dem Synodenbeschluss weiter. „Wir wenden uns zugleich gegen jede Ausgrenzung von Menschen russischer Herkunft und halten fest an der Bedeutung des ökumenischen Gesprächs mit allen Menschen orthodoxen Glaubens.“

Die Synode unterstützt zudem den Wunsch von Landesbischof Kramer, der in seinem Bericht zum Auftakt der Tagung dafür plädierte, dass Kirchen grundsätzlich geöffnet sein sollten. „Wir ermutigen die Gemeinden, offene Kirchen als geistliches Angebot und die dafür erforderliche Arbeit so gering wie möglich zu denken. Es soll ein Schatz gezeigt, keine Last geschaffen werden“, so die Landessynodalen.

Die mehr als 60 Vertreter der Jugendsynode der EKM haben gemeinsam mit Landessynodalen in zwölf Arbeitsgruppen Statements an die Landessynode erarbeitet. Durchgängig gefordert wurde, dass Jugendliche stärker in Entscheidung- und Gestaltungsprozesse einbezogen werden. Eine Kulturänderung für mehr Generationengerechtigkeit wurde angemahnt: „Jugend will in Gremien, wir wollen das Sagen haben“, hieß es dazu. Unter dem Thema „Kann Kirche Öko? Logisch!“ wird als Beschlussvorlage in die Landessynode eingebracht, dass Dächer kirchlicher Gebäude grundsätzlich als Flächen für Photovoltaikanlagen gesehen werden und das Landeskirchenamt alle Möglichkeiten zur Umsetzung prüft. Eine weitere Arbeitsgruppe benannte Digitalität als zukunftsweisend für die Kirche und fordert, dass die Synode „intensive Investitionen und ein Rahmen-Konzept für digitale Arbeit auf allen kirchlichen Ebenen“ beschließt. In jedem Pfarrbereich soll einmal im Monat ein besonderer Gottesdienst generationsübergreifend und zentral mit gemeinsamem Essen, besucherfreundlichen Zeiten und gemeinsamen Gesprächen gefeiert werden, so die Forderung einer weiteren Arbeitsgruppe. Mit Blick auf das Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs im Jahr 2024 soll die Landeskirche einen generationsübergreifenden Liederwettbewerb organisieren, aus dem ein eigenes Liederbuch der EKM hervorgeht.

Einige weitere Forderungen der Arbeitsgruppen: transparente Gottesdienst-Abläufe, mehr Willkommenskultur in den Kirchengemeinden, bessere Partizipation und Kommunikation für und mit Jugendlichen, Offene Kirchen unterstützen, Möglichkeiten für Begegnung fördern, in jedem Kirchenkreis Bildung eines Ausschusses für soziale Arbeit. Zudem wurde mehr Gastfreundschaft gegenüber anderen Konfessionen, Traditionen und Sprachen angemahnt. Mehrfach gefordert wurde, überholte Traditionen und Ansichten zu überdenken, zum Beispiel die Pflicht-Gottesdienstbesuche vor Konfirmationen und das Segnen nur durch Ordinierte.

Am Freitag ist Bettina Schlauraff von der Landessynode im ersten Wahlgang mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zur neuen Regionalbischöfin für den Bischofssprengel Magdeburg gewählt worden. Ihr Amt tritt sie voraussichtlich im September 2022 an. Den Sprengel wird sie gemeinsam mit Regionalbischof Dr. Johann Schneider leiten.

Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten, berufenen und solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste und Einrichtungen der Landeskirche. Zu den Aufgaben der Abgeordneten, der Synodalen, gehören unter anderem die Kirchengesetzgebung und der Beschluss über den Haushaltsplan; die Synode nimmt Berichte des Landesbischofs, des Landeskirchenrates und des Landeskirchenamtes entgegen und kann ihnen Aufträge erteilen. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen Sitzungen zusammen.

Hinweise:
Sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/3-tagung-vom-27-bis-30-april-2022-mit-jugendsynode-in-naumburg.html

Informationen zur Jugendsynode finden Sie unter: https://jugendsynode.bildung-ekmd.de.

Die 4. Tagung der III. Landessynode ist vom 16. bis 19. November 2022 in Erfurt geplant.

RÜCKFRAGEN

Friedemann Kahl, 0151-59128575, oder Susanne Sobko, 0162-2048755


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