PM 62 | 06.06.2008
Evangelischer Rundfunkgottesdienst thematisiert Rechtsextremismus

Evangelischer Rundfunkgottesdienst thematisiert Rechtsextremismus
Bündnis konnte rechte Szene in Schleusingen erfolgreich zurückdrängen

Am Sonntag (8. Juni, 10 Uhr) findet in der Kirche St. Johannis in Schleusingen der nächste Rundfunkgottesdienst aus der Sendereihe „Hinhören und Hinsehen – Nächstenliebe verlangt Klarheit“ statt. Auch Schleusingen ist ein Ort, der aufgrund rechtsextremer Übergriffe in die Schlagzeilen geraten war. Pfarrerin Dorothea Söllig wird das Thema in ihrer Predigt aufgreifen. Gottes Barmherzigkeit bewegt zur Umkehr und Verantwortung, so ihr Tenor. Kinder lesen dazu das Evangelium vom verlorenen Sohn. „Als Christen wollen wir niemand verloren geben son­dern hoffen auf die Umkehr auch derer, die sich durch rechtsextremes Gedankengut verführen ließen“, sagt die Pfarrerin. „Selbstkritisch gilt es, rechtsextreme Tendenzen auch in den Ge­meinden zu erkennen und hier ebenfalls zur Umkehr zu rufen.“ Der Gottesdienst wird von 10 bis 11 Uhr live auf MDR Figaro übertragen.

Rechtsextremismus wurde in Schleusingen das erste Mal öffentlich wahrgenommen, als im Frühjahr 2003 rechte Jugendliche andere Jugendliche körperlich angegriffen hatten. Die Ange­hörigen wollten den Vorfall aus Angst nicht anzeigen. Mitarbeiter der Kirchengemeinde be­schlossen mit der Jungen Gemeinde und der Leiterin eines Jugendzentrums, aktiv zu werden statt nur zuzuschauen. Das bei der Kirchengemeinde angebundene Bündnis gegen Rechtsex­tremismus wird inzwischen von allen demokratischen Kräften der Stadt Schleusingen getragen, sagt Dorothea Söllig. „Wir haben einiges in Bewegung gebracht“, resümiert sie. Der Wider­stand verstärkte zunächst die Aktivitäten der Rechten. So erklärten sie 2004 Schleusingen zur „Frontstadt“, verteilten Flugblätter und organisierten Aufmärsche.

Mit Friedensgebeten und weiteren Aktivitäten hielt das Bündnis dagegen. So konnten etwa 300 Demokraten bei einer Gegendemonstration mit einem Trillerpfeifenkonzert eine Kundgebung der Rechten behindern. Die Rechten haben sich in Schleusingen inzwischen öffentlich zurück­gezogen. Das gilt jedoch nicht als Grund zur Entwarnung. „Wir können nicht immer nur reagie­ren, sondern müssen auch präventiv handeln, informieren und motivieren“, beschreibt Dorothea Söllig die weiteren Aktivitäten des Bündnisses. Schulen und Einrichtungen der Stadt arbeiten mit am Ziel, die Demokratie zu stärken und gegen Rechtsextremismus zu kämpfen.

In der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) gilt 2008 als Aktionsjahr unter dem Motto „Kirche gegen Rechtsextremismus“. Ziel soll es sein, klar zu erkennen und zu benennen, wo rechtsradikale Ansichten herrschen ­ bis in die Mitte der Gesellschaft und der Kirchengemeinden hinein. Es geht um Aufklärung der Hintergründe und um Alternativen, wie der Fremdenfeindlichkeit mit Menschenfreundlichkeit und Nächstenliebe begegnet werden kann.

Bei Rückfragen: Dorothea Söllig, 036841-534333 oder 0162-2540524


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